TRAVELJOY 2004-2005 (Australien)

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Reiseberichte - September 2004 [zurück]


24.09.2004

30.8. – 3.9. Broome liegt im südlichsten Zipfel der westlichen Kimberleys, hat ganzjährig warme bis heisse Temperaturen und, weil es dem Festland vorgelagert ist, lediglich etwa zehn Regentage jährlich. Obwohl das Perlentauchen in Derby seinen Anfang nahm etablierte sich diese Industrie in Broome. Die Entdeckung der „Pinctada maxima“, der grössten Perlmuschel der Welt in den Gewässern der Roebuck Bay, legte den Grundstein zu Brooms Perlenindustrie. In der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts produzierte Broom 80 % der „Mother of Pearl shell“. Die Flotte der Perlentaucher umfasste im Jahre 1913 403 registrierte Schiffe. In den Anfängen wurden die Aborigines als Perlentaucher eingesetzt, später wurden sie jedoch durch Japaner und Malaien ersetzt. In den 1970er Jahren produzierte Broome 60 – 70 % der grossen Perlen auf dem Weltmarkt.

Heute leben permanent 15'000 Einwohner in Broome und jährlich besuchen über 100'000 Touristen das hübsche Städtchen mit dem im Winter geradezu genialen Klima. Die Lebenskosten sind vergleichsweise teuer, weil alles vom Süden her angeliefert werden muss. Die Transportkosten von Perth mit dem Road Train belaufen sich auf 23 Cents per Kilogramm, zurück werden 18 Cents pro Kilogramm belastet. Einer der bekanntesten Strände Brooms ist die „Cable Beach“, wo wir einen romantischen Sonnenuntergang bestaunen. Sie erhielt ihren Namen 1889, als ein Unterwasser-Kabel durchs Meer nach Java verlegt wurde um, vor allem wegen der Perlmuschel-Preise, die internationale Kommunikation zu professionalisieren.

An der Roebuck Bay entsteigt ein blutroter Vollmond dem Meer und sein Licht spiegelt sich bei Ebbe so im nassen Sand, dass der Eindruck entsteht, eine Treppe würde zu ihm hinaufführen. Am 31. August heisst dieser Vollmond „Blue Moon“, weil es der zweite Vollmond im gleichen Monat ist.

Beim abendlichen Minigolf mit Tina und Ramon haben wir viel Spass, doch leider führe ich (wie immer) die Rangliste mit der höchsten Punktzahl von hinten an. Ha!

Nach dem Haare schneiden in Chinatown geht es endlich wieder auf die Strasse. Unsere Ziele sind die „Eighty Mile Beach“, Port Hedland und der Karijini Nationalpark. Zum ersten Mal seit über zwei Monaten gibt es dunkle Wolken am Himmel und es riecht nach Regen. Die Temperatur sinkt ein wenig und es windet heftig, doch die paar wenigen Regentropfen vermögen nicht einmal die Strasse zu befeuchten.

Auf dem „Goldwire“ Rastplatz hat es schöne Feuerstellen und wir nutzen die Gelegenheit, unser Brot wieder einmal im Campofen zu backen. Mmh fein, diese goldene Kruste ist einfach lecker.

04.09. „Eighty Mile Beach“ – fahren wir nur zum Lunch dorthin oder bleiben wir gleich da bis Morgen? Der Strand ist so traumhaft schön und der Campingplatz vergleichsweise günstig, dass unser Entscheid schnell gefällt ist – wir bleiben! Gleich hinter den Dünen ist das unglaublich blaue Meer, wollte man jedoch bei Ebbe ins Wasser müsste man etwa 1.5 km laufen. War in Broome noch die Treppe zum Mond ein faszinierendes Spektakel so sieht es hier fast aus, als ob eine Treppe direkt zur untergehenden Sonne führen würde.

Bereits am Sonntagmittag erreichen wir den „De Grey River“ Rastplatz. Hier sieht es fast aus wie auf einem Caravanpark. Es gibt zwar keine Toilette, aber dafür kostet es auch nichts und der nahe Fluss führt so viel Wasser, dass man sogar baden kann. Mit Trudy und Karl, einem Schweizer-Pärchen das seit längerer Zeit in Australien und seit 1998 in Perth lebt, unterhalten wir uns stundenlang bei Kerzenlicht. So spät sind wir noch nie ins Bett gegangen, sagen wir uns doch erst nach halb zwölf gute Nacht. Die beiden sind so interessante Gesprächspartner, dass wir es sogar am nächsten Morgen nicht lassen können, noch weiter zu schwatzen.

Als wir gegen zehn Uhr aufbrechen und auf die Hauptstrasse kommen brausen Barbara und Ray aus Kenia vorbei. Wir haben sie auf unserer Reise schon X-mal angetroffen und nach einem kurzen Halt fahren wir weiter nach Port Hedland.

Port Hedland liegt auf einer Insel. In den 1960er Jahren, nachdem grosse Eisenerzvorkommen entdeckt wurden, explodierte die Bevölkerungszahl und die Satellitenstadt South Hedland entstand. Sie wurde von den Minen- und Salzkompanien erstellt und liegt etwa 20 km südlich von Port Hedland, das wegen seiner Lage auf der Insel nicht einfach erweitert werden konnte.

Aus den Minen von Mt. Whaleback in Newman wird Eisenerz per Bahn nach Port Hedland transportiert. Die Züge mit bis zu 682* Wagen gehören zu den längsten der Welt. Wir haben das Glück im richtigen Moment zur Redbank Brücke zu gelangen um die Einfahrt eines solchen Zuges mitzuverfolgen. Von hier sehen wir auch wunderschön das riesige Lager der „Dampier Salt Works“.

*Am 21. Juni 2001 stellte „BHP Billinton’s Iron Ore Railroad“ einen neuen Weltrekord für den längsten (7,353 km), den schwersten (99'732,1 Tonnen), eine Nettomasse von 82'262,5 Tonnen Eisenerz transportierenden Zug auf. Die Komposition bestand aus 8 Lokomotiven und 682 Wagen.

Auf dem Dales Campingplatz im Karijini Nationalpark treffen wir auf Sven, Meike und Timm. Weil es verboten ist Feuer zu entfachen unterhalten wir uns am Abend bei Kerzenlicht bis es auf 760 müM eindeutig zu kalt wird und wir unter die Bettdecke kriechen.

08.09. Am Morgen wandern wir den Schluchtrand-Weg und durch die Dales Gorge, an den Fortescue Falls vorbei zurück. Am Nachmittag steigen wir in die kühle Joffre Gorge hinunter, erfrischen uns mit einem Bad und treffen zum ersten Mal auf Tina & Kevin. Sie campieren neben uns und wir schwatzen schon wieder bei Kerzenlicht über unsere Reisen bis wir beinahe schlottern vor Kälte. Dies ist seit langem das erste Mal, dass wir uns lange Hosen und dicke Jacken anziehen.

Donnerstag. Die Kletterpartie durch die Weano Gorge bis zum Rand der Red Gorge ist genial. Carl, der Ranger, führt uns durch die steile Schlucht, wo wir teilweise brusttief durchs Wasser waten oder der Einfachheit halber oft gleich durchs 13°C kalte Wasser schwimmen. Die Hancock Gorge durchstreifen wir dann am Nachmittag auf eigene Faust und zuletzt besichtigen wir die etwa 100 Meter tiefen Schluchten noch von oben. Beim Oxers Lookout sehen wir, wo die Weano, Hancock, Joffre und Red Gorge zusammentreffen.

Bei der morgendlichen Kletterpartie war auch Greg aus Port Lincoln mit dabei und am Abend zeigt er uns bereits die professionell bearbeiteten Bilder dieser Tour auf seinem Laptop.

Am frühen Freitagmorgen erklimmen wir zusammen mit Sven den 1235 m hohen Mt Bruce, den zweithöchsten Berg Western Australias. Auch diese Tour ist ganz anspruchsvoll und kostet Peter an einer heiklen Stelle ganz viel Ueberwindung. Der Start erfolgt auf 750 müM und wir benötigen trotz unzähliger Fotostopps nur vier Stunden für den harten Marsch.

Das Städtchen Tom Price fahren wir nur an, weil wir bei der Servolenkung ein wenig Oel verlieren und das checken lassen möchten. Eine Reparatur könnte frühestens am Dienstag erfolgen, weil das Ersatzteil aus Perth geliefert würde, und da es ja nur leicht tropft lassen wir das sein, kaufen uns sicherheitshalber einen halben Liter Oel und reisen weiter.

(Foto von Sven)
Mit dem „Ultimativen Führer für den budgetbewussten Reisenden“ planen wir unsere Tagesetappen. Hier sind Australienweit viele Rastplätze beschrieben und wir suchen oft kostenlose, auf welchen es erlaubt ist zu übernachten. Bis zur „Beasley River Rest area“, wo es sogar eine Toilette gibt, sind es noch 170 km und trotzdem wir zügig unterwegs sind, kommen wir erst kurz nach halb sechs dort an. Normalerweise sind wir um diese Zeit längstens eingerichtet und bereits am Nachtessen, weil die Sonne schon um 18.00 Uhr untergeht. Auf 250 müM ist es ein wenig wärmer in der Nacht und die Zeit des Frierens ist vorbei.

Samstag. Plan: Abfahrt 09.00 Uhr – Ankunft auf der „Barradale Rest area, Yannarie River“ 13.00 Uhr – Brotteig kneten – Adressen nachtragen – Laptop laden – Bilder beschriften – Lesen – CD brennen… Naja, die Hälfte unserer Vorhaben schaffen wir und den Rest verschieben wir auf Morgen. Am Abend treffen wir auf viele Leute, denen wir schon öfters begegnet sind: Mit Sven sind wir schon zwei Tage unterwegs, dann kommen Barbara & Ray und später gesellen sich noch Meike, Timm, Beek und Nike dazu. Wir verfeuern alles Holz, das wir bisher gesammelt haben und noch ein bisschen mehr, weil das Feuern auch im Cape Range Nationalpark verboten ist. Toll, dieses Lagerfeuer mit so vielen (reise)lustigen Leuten.

12.09. Ray hat sein teures Hörgerät (2500.00 AUD) verloren und wir helfen ihm bei der Suche. Dieser „Pfropfen“ ist jedoch so klein und hat genau die Farbe des Sandes, dass es schon zum Vornherein erfolglos scheint, ihn je wieder zu finden. Ray sagt er hätte es vermutlich verloren, als er die am Vorabend von Barbara vergessene Rolle Toilettenpapier holen ging. Irgendwann meint er doch ganz trocken, das Hörgerät gegen eine Rolle WC-Papier sei ein schlechter Tausch.

Um 08.15 sind wir unterwegs nach Exmouth, lassen uns jedoch von den anderen nach und nach wieder ein- oder überholen, weil wir trotz einer Höchstgeschwindigkeit von 110 kmh nur etwa 80 kmh schnell fahren (so sehen wir mehr und sparen erst noch Diesel). Die 13 km lange Fahrt durch den „Shothole Canyon“ zum Lookout im Cape Range Nationalpark ist bildhaft schön und wir könnten alle paar Meter anhalten um ein Foto zu schiessen. Der Wanderweg zur Westküste ist wegen zu harscher Bedingungen momentan gesperrt und deshalb begnügen wir uns mit dem Besteigen des ersten Hügels.

Exmouth ist die jüngste Stadt Australiens. Sie wurde 1967 als Stützpunkt der US Navy gegründet. Im Norden stehen riesige Antennenmasten (der höchste misst 388 m’) für die Verbindung zu amerikanischen und australischen U-Booten im Indischen Ozean. Für uns interessant ist jedoch das 260 km lange Ningaloo Riff, das vor dem seit 1974 bestehenden Cape Range Nationalpark liegt. Der ganzen Küste entlang liegen die Korallenriffe nur 10 – 50 Meter vor den sandigen oder felsigen Stränden und es gibt viele hervorragende Schnorchelplätze mit über 500 Fischarten und 220 riffbildenden Korallen.

Im Cape Range Nationalpark gibt es insgesamt gut 100 Plätze für Camper. Die einzelnen Campingplätze sind sehr klein und haben zwischen drei und fünfzehn Stellplätze, es gibt kein fliessendes Wasser und an den meisten Orten hat es Plumpsklos.

Dienstag. Unser erster Uebernachtungsplatz in „North Mandu“ hinter einer Düne gefällt uns nicht sonderlich gut und wir machen uns gleich auf, um einen schöneren Ort zu finden. „Pilgramunna“ ist traumhaft und wir melden uns gleich für einen der beiden frei werdenden Plätze an. Bei Sonnenuntergang sehe ich vom Strand aus zwei Riffhaie, respektive deren Rückenflossen, und Peter beobachtet sie am frühen Morgen. Diese Haie können bis 210 cm gross werden und ich bin froh, dass ich zu diesem Zeitpunkt an Land und nicht im Wasser bin, denn unter Wasser sieht man alles noch um einen Drittel grösser.

Am Mittwochmorgen treffen wir vor 08.00 Uhr auf dem Pilgramunna Camping ein, und werden von den freiwilligen Camphosts, Shirley und John, gleich herzlich empfangen. Das pensionierte Ehepaar kam 18 Jahre lang jeweils für 28 Tage (Maximaldauer des Aufenthalts im Nationalpark) hierher in die Ferien und schaut heute während fünf Monaten im Jahr als unbezahlter Campingwart zum Rechten.

Zum Schnorcheln wählen wir als Erstes „Oyster Stacks South“ und sind begeistert von der Vielzahl der bunten, leuchtenden kleinen und grossen Fische. Die Korallen sind weiss, gelb, blau, grau, violett oder grellgrün und wir sind sehr vorsichtig, diese nicht zu beschädigen. Ausserdem sehen wir Muscheln, Aale, Quallen (nicht giftige) und Lebewesen, die wir gar nicht richtig einordnen können. Auf den Felsen am Strand finden wir bis 10 cm grosse Krabben, die sich sofort hinter den Steinen verstecken, wenn sie uns sehen? hören? die Erschütterung spüren?

Seit wir in Australien sind habe ich sehr viel Furcht vor Tieren verloren. Hier sind wir der Natur so nah, dass es unerträglich wäre, wenn ich mich ständig ängstigen müsste. Die „Kunst des Schnorchelns“ erlicke ich hier beim ersten Versuch und kann das Erlebnis gleich richtig geniessen.

16.09. Bevor wir zur „Turquoise Bay“ fahren kaufen wir uns in der Stadt noch Flossen, denn die Dame vom Besucherzentrum hat uns vor der starken Strömung gewarnt. Wir sollten uns nicht zu weit hinaus treiben lassen, sonst seien wir dann auf dem Weg nach Afrika (und dorthin wollen wir vorläufig noch nicht).

Weil es ziemlich windig ist schnorcheln wir zuerst bei „Lakeside“. Das Wasser ist ein bisschen aufgewühlt und die Sicht deshalb nicht so glasklar wie am Vortag. Wir sehen aber trotzdem wieder sehr viele Fische und anderes Meeresgetier. Die Wassertemperatur beträgt ca. 21°C und dies ist für uns ohne Anzug fast ein wenig zu kalt um uns längere Zeit einfach treiben zu lassen. Kein Wunder, ist doch das Wasser um diese Jahreszeit hier am kältesten. Peter amüsiert sich unter Wasser allerdings köstlich ob meiner Hühnerhaut, scheint doch auch diese um einen Drittel grösser als normal.

Kurz vor Sonnenuntergang beobachten wir hinter dem äusseren Riff, etwa zwei Kilometer weit weg, Buckelwale die springen und „tanzen“. Diese müssen riesengross sein, kann man sie doch von blossem Auge erkennen.

17.09. Heute endlich steht die viel gerühmte „Turquoise Bay“ auf dem Programm. Wir haben eigentlich eine noch stärkere Strömung erwartet und sind überrascht, dass es nicht mehr Fische zu sehen gibt. Vielleicht hat der starke Wind einen Einfluss, vielleicht sind wir auch nur zu wenig weit hinausgeschwommen.

Am Nachmittag wandern wir zum „Point“, der von unserem Campingplatz aus zu Fuss erreichbar ist. An dieser sandigen Landzunge ist das Wasser ein wenig wärmer, doch die starke Strömung brächte uns ohne Gegenwehr sehr schnell an den Strand und Richtung Norden zurück.

Am Abend um 05.30 laden Shirley und John zur „Happy hour“ ein und wir treffen uns zu einem gemütlichen Beisammensein vor ihrem Wohnmobil. Danach sitzen wir noch in der „warmen Stube“ von Paul, Elisabeth und Leila und schwatzen bis es höchste Zeit ist ins Bett zu gehen.

18.09. In „South Mandu“ liegt eines der schönsten Korallenriffe. Bei Flut können wir uns ca. 300 Meter darüber treiben lassen und die Tier- und Pflanzenwelt ohne Anstrengung geniessen. Einmal umschwimmt uns sogar ein Riffhai. Bis ich allerdings meine am Oberarm befestigte Unterwasserkamera zur Hand habe ist nur noch dessen Siluette zu erkennen.

Am Sonntag machen wir einen kleinen Ausflug. Der Yardie Creek liegt etwa 15 km südlich von unserem Campingplatz und weil es am Morgen ein wenig bedeckt und windig ist erachten wir das Wetter für die kurze Wanderung in die Schlucht als geradezu ideal. Das hier heimische scheue Felskänguru können wir leider nicht erspähen, doch wir sehen Reiher und Kakadus in Hülle und Fülle. Es bleibt uns noch genügend Zeit, am Nachmittag „gleich vor der Haustür“ in Pilgramunna Süd zu schnorcheln. Wir bleiben solange im Wasser, bis ich beinahe erfriere (es soll nicht das letzte Mal sein).

Am Abend hat es schon wieder Schweizer auf dem Campingplatz: Marianne und Housi sind ein ganz aufgestelltes Pärchen und Peter lädt uns ohne zu zögern zum Jassen bei ihnen ein. Obwohl ich ja eigentlich nicht so gerne jasse macht es mir heute Abend sehr viel Spass (einmal zum Gewinnerteam gehören ist nicht schlecht!).

20.09. „This weather is when you’re glad you’re not dead“ (Shirley) – recht hat sie, wir freuen uns wirklich, dass wir noch leben und uns an den vielen Wundern der Natur erfreuen dürfen. Strahlend blauer Himmel, nachlassender Wind, morgens um 08.00 Uhr bereits 21°C, ein paar Wolken am fernen Horizont. Weil die Sicht bei „Oyster Stacks“ bisher am klarsten war, wählen wir heute gleich nochmals dieses Gebiet, diesmal jedoch das nördliche Riff. Ein Tintenfisch versteckt sich hurtig unter einem Stein und die violett leuchtenden Fischli versuchen sich in einer knallgrünen Koralle unsichtbar zu machen bis wir vorbei geschwommen sind. Seesterne in verschiedenen Farben, „Long Toms“ sowie unzählige uns leider nicht bekannte Fische und Muscheln begeistern uns jeden Tag von neuem. Wir bleiben so lange im Wasser bis ich unterkühlt und beinahe blau bin.

Am Dienstagmorgen schnorcheln wir mit Jenny & Clive, unseren Campingnachbarn, beim „Point“. Vom Campingplatz marschieren wir ungefähr einen Kilometer südlich und waten vom sandigen Strand aus ins etwa manntiefe Wasser. Die Strömung ist so stark, dass wir fürs Zurückschwimmen sehr viel Energie benötigen und nach 55 Minuten ohne Neoprenanzug einmal mehr ziemlich frieren. Die Unterwasserwelt ist so interessant, dass wir die Anzeichen von Kälte jeweils zu lange ignorieren.

Als Abschluss wollen wir nochmals „Oyster Stacks“, unseren Lieblingsplatz, erleben. Leider ist das Wasser aber sehr unruhig und die Sicht ist nicht mehr ganz so gut wie beim ersten Mal. Weil die Flut heute nicht sehr hoch ist schwimmen wir nur etwa 50 Zentimeter über den Korallen und wir müssen behutsam sein um nicht aus Versehen etwas zu berühren und zu beschädigen. Ein kleiner Blaupunktrochen hat sich unter einem Stein versteckt und ich kann leider nur seinen etwa 50 cm langen Schwanz sehen, schade dass er sich nicht ganz blicken lässt.

22.09. Nach acht Tagen an diesem wunderschönen Fleckchen Western Australiens ist es Zeit, weiterzureisen. Unser Tagesziel ist das etwa 230 km entfernte Touristenstädtchen Coral Bay, am südlichen Ende des Ningaloo Riff gelegen. Am Nachmittag lassen wir es uns nicht entgehen, auch hier die Unterwasserwelt zu erkunden. Nach unseren bisherigen Erlebnissen sind wir allerdings ziemlich enttäuscht, denn viele Korallen sind tot und das Wasser ist zu kalt. Wir sind sowieso beide schon leicht erkältet und beschliessen, nicht länger hier zu bleiben.

Marianne und Housi, die gleich neben uns campieren, laden uns zum Jassen ein und ausser einem ganz lustigen Abend gibt es sogar eine Magnum-Glace aus ihrem Tiefkühler, sooo fein!!! – „Härzliche Dank Marianne & Housi“.

Mittwoch. Heute verlassen wir die Tropenzone und hoffen, dass wir nach dem heissen Australien-Winter mit Temperaturen von über 30°C und meistens klarblauem Himmel einen milden Frühling erleben dürfen. Wir erfreuen uns an den bunt blühenden Wildblumen entlang des Weges nach Carnarvon. Hier wollen wir ein paar Tage verweilen um wieder einmal Ordnung in unsere Homepage und die E-Mails zu bringen. Weiter südlich soll es regnen und ein Bekannter hat uns heute ein Foto von einem ziemlich nassen Campingplatz in Kalbarri geschickt – da sitzen wir lieber noch ein wenig in der Wärme und warten ab….



30.09.2004

24.09. Wir erleben eine angenehme Überraschung auf dem „Wintersun Caravan Park“ in Carnarvon als Marianne und Housi vorfahren. Sie laden uns zu einem leckeren Apéro ein und am Abend jassen wir bis um elf Uhr. Nachher muss ich noch schnell eine Nachtschicht einlegen weil Peter die Idee hat, vier von Housi’s CD’s zu kopieren. Kein Problem, ich fühle mich wie in alten Zeiten und lösche das Licht um drei Uhr in der Früh.

In Carnarvon werden Früchte und Gemüse angebaut. Tomaten, Kürbis, Zucchini, Peperoni, Zwiebeln, Auberginen, Salat, Broccoli, Blumenkohl und Bananen kaufen wir auf dem Gemüsemarkt am Samstag zu einem Bruchteil der Preise weiter nördlich.

Der „1 Mile Jetty“ in Carnarvon wurde 1897 gebaut und ist der längste im Nordwesten Western Australias. Bereits im Jahre 1900 wurde auf Druck der Einwohner eine Bahnlinie zwischen der Stadt und dem Steg gebaut, um den Transport der Güter zu beschleunigen und Carnarvon war der erste Hafen in W.A., von dem Vieh exportiert wurde. Die Wagen wurden anfänglich von Pferden gezogen oder mit Segeln bestückt und 1908 kam die erste Dampflokomotive „Kia Ora“ zum Einsatz. 1912 war der Verkehr bereits so umfangreich, dass die Plattform des Steges vergrössert werden musste. Heute dient dieser Steg allein dem Tourismus: Es werden Bahnfahrten angeboten und das Fischen vom „Jetty“ ist sehr beliebt, weil der Erfolg fast garantiert ist. Anlässlich einer Überprüfung im Jahre 1997 wurden 200 der insgesamt 1084 Pfeiler für schadhaft befunden und mussten im Laufe von drei Jahren zu einem Preis von AUD 2'500 pro Stück ersetzt werden.

Kurz vor dem Eindunkeln bringt uns ein neu ankommender Gast auf dem Campingplatz zum Schmunzeln. Er hat den Platz gleich neben uns ausgewählt und versucht nun, seinen funkelnagelneuen Zeltklappanhänger rückwärts zu parkieren. Nach drei vier erfolglosen Versuchen bietet Peter seine Hilfe an und der ziemlich verzweifelte Fahrer überlässt ihm gleich dankbar das Steuer. Beim ersten Anlauf steht der Anhänger im Platz und das Ehepaar bedankt sich herzlich. Die beiden sind heute 900 km von Perth nach Carnarvon gefahren. Sam (55), pensionierter Geschäftsmann aus Hongkong, und seine Frau leben seit 4 Jahren in Perth und sind erstmals mit einem Zeltklappanhänger unterwegs. Zum Aufstellen zieht sich Sam weisse Handschuhe an und wir amüsieren uns köstlich ob seiner etwas unbeholfenen Bemühungen. Damit sie schneller fertig sind geht ihnen Peter nach unserem Nachtessen zur Hand. Nachts leuchten an jeder Ecke orange Lampen, damit sich niemand anstösst und es sieht fast aus wie auf einer Baustelle.

26.09. Während unserer Weiterfahrt durch die Blumenpracht planen wir bereits eine weitere Australienreise, ist es doch unmöglich in nur einem „Durchgang“ alles zu sehen, was wir gerne möchten. Dazwischen halten wir immer wieder an um die bunten Blumenteppiche zu fotografieren.

An der „Shell Beach“ machen wir halt für Mittagessen und ein wenig Weiterbildung. Tausende von Muscheln werden angespült und geben dem Strand seine weisse Farbe und den entsprechenden Namen. Die Muschelschicht ist fünf Meter dick und die Muscheln werden im laufe der Jahre zusammenzementiert. Früher wurden aus diesen Muschelblöcken Häuser gebaut, doch heute wird nur noch im Steinbruch „Hamelin Pool“ Material abgebaut um alte Gebäude zu restaurieren.

Als Peter vom Büro des „Top Tourist Campingplatz“ in Denham kommt schmunzelt er ganz listig und erklärt mir, es gebe heute Abend wieder einen Jass. Kurz darauf werden wir von Marianne mit einem lauten berndeutschen Hallo begrüsst.

Vor dem Eindunkeln beobachtet Marianne die verdächtig über der Grillstelle kreisenden Möwen und lacht laut heraus, als diese einem hungrigen Camper seinen sorgfältig vorbereiteten Fisch stehlen. – Wusch und weg!

Beim Jassen am Abend sind Marianne und ich ein bisschen im Verzug, seit wir die Tropen verlassen haben ist uns das Glück nicht mehr hold. Housi und Peter weisen und jassen was das Zeugs hält und gewinnen ständig.

Am Montag in der Frühe fahren wir nach Monkey Mia um der Touristen Attraktion Delfin-Fütterung beizuwohnen. Zwischen acht und ein Uhr werden einigen ausgewählten Delfinen bis zu zwei Kilogramm Fisch gefuttert, was lediglich einen Viertel des Tagesbedarfs ausmacht, damit sie für selber für den Rest aufkommen müssen und den Jagdinstinkt nicht verlieren. Sie schwimmen unmittelbar vor unseren Füssen hin und her und verschwinden, sobald sie ihre zwei oder drei Fische erhalten haben.

Das Fütterungsprogramm ist sehr strickt und die Rangerin ist furchtbar aufgebracht, als ein asiatischer Tourist seine mitgebrachten Fischstücke zu verfuttern beginnt. Das Wetter ist uns gut gesinnt, das blaue Wasser des Meeres ist glasklar und der Wind zwar zügig, aber ganz angenehm.

Auf dem „Gratis-Campingplatz Nerren Nerren Rest area“ genehmigen wir uns ein feines Menu: Gegrillte Aubergine mit gemischtem Salat und Spaghetti an Basilikumsauce mit Thunfisch.

28.09. Abfahrt um 08.03 Uhr. Die Bäume werden höher und wir sehen bereits die ersten Tannen im Westen von Australien. Es folgen Strassenabschnitte mit bunten Blumenrändern und kein Wölkchen ist am Himmel. Wir erreichen den Kalbarri Nationalpark und besuchen die Aussichtspunkte „Hawks Head“ und „Ross Graham Lookout“, von wo man einen Teil der Schluchten des Murchison River einsehen kann, der sich 80 km durch den Kalbarri Nationalpark windet.

Zum fünften und vermutlich letzten Mal treffen wir heute auf „Housis“. Sie wählen eine andere Route und wir reisen etwas langsamer. Wir haben miteinander eine total gute Zeit erlebt! und werden die beiden vermissen.

Am Mittwoch fahren wir zum „Loop“ und unternehmen wieder einmal eine ausgiebige Wanderung. Der acht Kilometer lange „Loop Walk“ führt am „Nature’s Window“ vorbei, dem Schluchtrand entlang, hinunter zum Murchison River, dem Fluss entlang bis zum tiefsandigen Abschnitt und von da wieder hoch zum Ausgangspunkt. In der Mittagshitze, mit unzähligen Fotostopps und vielen Fliegen, dauert der Marsch drei Stunden und wir sind ziemlich geschafft. Trotzdem besuchen wir noch den Aussichtspunkt bei „Z-Bend“, wo wir in die 150 Meter tiefe Schlucht blicken können, die durch den Tumblagooda Sandstein heraus gefressen wurde.

Kalbarri ist laut Broschüre einer der beliebtesten Ferienorte in Western Australia, denn über Surfen, Windsurfen, Kanufahren, Schwimmen, Wandern, Reiten, Ausflüge aller Art … kann man hier sehr viel unternehmen. Das Klima ist ganzjährig mild und von Perth ist man in nur 6 ½ Stunden hier (ca. 600 km), was für australische Verhältnisse gar nichts ist.

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