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22.07.2004
Wir verlassen Cairns am 30. Juni bei trübem Wetter und es bleibt den ganzen Tag ein wenig feucht. So sehen wir leider von Atherton und dem „Tableland“ nicht all zuviel. Als wir am Abend auf dem Rastplatz Nähe Ravenshoe, der höchstgelegenen Ortschaft in Queensland, ein Feuer entfachen wollen gelingt uns dies beim besten Willen nicht. Das Zeitungspapier und das Holz sind zu feucht. Deshalb laden uns die freundlichen Nachbarn an ihr Feuer ein, welches sie auch nur mit Kerosin zum Lodern gebracht haben. So lernen wir Peter, Jeannette, Patricia & Roy, die alle in der Nähe von Melbourne wohnen, kennen.
Am Morgen gelingt es uns kaum, den Gasgrill-Anschluss zu befestigen und wir befürchten schon, in die nächst grössere Ortschaft zurückfahren zu müssen um ein neues Verbindungsstück zu kaufen. Doch Roy weiss Rat und flickt das ausgeleierte Teil im Handumdrehen. Deshalb bleibt uns genügend Zeit um in Ravenshoe das Visitorcenter mit Museum zu besuchen.
Im Undara Volcanic Nationalpark unternehmen wir am Freitag anstatt einer teuren „Lava-Tube“ Tour zwei Wanderungen auf Aussichtspunkte und besuchen am Samstag den Kalkani Krater. Bei der Wanderung auf dem Kraterrand haben wir einen wunderbaren Rundblick bis zum Horizont, sehen den Undara Vulkan, die Rangerstation und im Krater zwei grasende Kängurus.
Die ca. 230 Kilometer Richtung und entlang der Newcastle Range zur Cobbold Gorge sind abwechslungsreich und kurzweilig. Nach der Erfrischung im Pub von Einasleigh besuchen wir die Copperfield Gorge. In der Regenzeit (November bis Februar/März) kann diese ganz mit Wasser gefüllt sein. Im Februar 1992 wurde sogar die Bahnbrücke weggespült.
03.07.: Auf dem Campingplatz bei der Cobbold Gorge begegnen uns beim Einnachten die unansehnlichen Giftkröten (Cane Toads), die in den 1930er Jahren in Nordqueensland gegen Schädlinge des Zuckerrohrs eingeführt wurden. Inzwischen haben sie sich unkontrolliert vermehrt und sind eine Plage, weil sie keine natürlichen Feinde besitzen. Sie haben sich bereits über den Staat Northern Territory verbreitet und sind auf dem Vormarsch nach Western Australia. Süsswasserkrokodile oder Hunde werden zu Opfern, wenn sie die Kröte mit der tödlichen Giftdrüse hinter den Ohren fressen, sie bluten innert kurzer Zeit zu Tode. Wenige Schlangen und Vögel sollen in der Zwischenzeit die Fähigkeit entwickelt haben, die Kröten ohne die Giftdrüsen zu vertilgen. Forscher sind nun daran Viren zu entwickeln mit welchen die Kröten unter Kontrolle gebracht werden können.
Am Sonntag unternehmen wir die kurze Tour in die Cobbold Gorge. Mit dem Bus geht es durch einen kleinen Teil im Südwesten der Robin Hood Station und wir erfahren einiges über diese Farm. Wir sehen drei Süsswasserkrokodile am Ufer und eine Schildkröte auf einem Baumstrunk. Leider lässt sich durch die Scheiben des Busses sehr schlecht fotografieren, deshalb gibt es noch immer kein Bild. Auf der lautlosen Bootsfahrt (Elektromotörchen) durch die Gorge lässt sich leider gar kein Krokodil blicken. Zwei etwa fünflibergrosse Wasserschildkröten, einige Spinnen in kunstvollen Netzen und Fische im von Blättern tanningetrübten Wasser sind die einzigen Tierchen die uns begegnen. Die scheuen Krokodile sind schon hier, aber sie verstecken sich im Wasser und sind für uns leider nicht sichtbar.
Am Abend treffen wir auf dem Campingplatz in Croydon Bernhard, einen Schweizer aus Sydney, dem wir auf der Cape York Halbinsel schon drei Mal begegnet sind. Mit ihm und seinen drei Kollegen verbringen wir einen geselligen Abend im Pub.
6.7. Croydon ist ein altes Goldgräber-Städtchen das im späten 18. Jahrhundert seine Blütezeit hatte. Damals gab es bis zu 8000 Einwohner. Diese Zahl schrumpfte wegen Wasserknappheit und tödlicher Seuchen sehr schnell zusammen und es wurden wegen der hohen Sterberate vier Totengräber beschäftigt. Es wird erzählt, wenn ein Leichenwagen den Friedhof verliess sei schon der nächste dahin unterwegs gewesen. Von den 36 Hotels ist heute nur noch eines übrig. Im Lake Belmore, dem Naherholungsgebiet von Croyden nehmen wir am Nachmittag ein kühlendes Bad.
In Black Bull warten wir auf die Einfahrt des legendären Savannahlander. Dieser Zug transportierte früher Gold und Goldgräber in die dannzumal wichtige Hafenstadt Normanton. Heute fährt er als Touristenzug jeweils am Mittwoch von Normanton nach Croydon und am Donnerstag wieder zurück. In Black Bull Siding’s gibt es einen Zwischenhalt mit „Morning Tea“.
Die Reise über Normanton nach Karumba stimmt uns bereits ein wenig auf die verlasseneren Gegenden von Australien ein. Schon hier gibt es lange Geraden und kurz vor Karumba sehen wir zum ersten Mal gelbes Gras so weit das Auge reicht.
Karumba ist nicht wirklich speziell, ausser dass es tausende von Touristen aus dem Süden hat, die zum Fischen hier Ferien machen. Wir bleiben trotzdem zwei Tage, ersetzen noch die Batterie für den Kühlschrank, weil zwei Zellen defekt sind, und geniessen ansonsten die Wärme und das schöne Wetter. Es ist mitten im Winter und Temperaturen von 30°C im Schatten sind an der Tagesordnung.
Freitag, 9. Juli : In Normanton beginnt der Savannah Way welcher nach 1278 km in Mataranka am Stewart Highway endet. Nach 150 km erreichen wir den Leichhart River. Bei den Leichhart Falls finden wir den bisher schönsten Platz zum Campieren auf einem Felsplateau. Wallabies hüpfen in der Gegend herum und hunderte von Vögeln soaren über den warmen Felsen oder zwitschern von den Bäumen. Wir bereiten unser Nachtessen auf dem Feuer resp. in der Glut und backen hinterher auch gleich noch ein knuspriges Brot.
Die lästigen Fliegen verschwinden beim Eindunkeln, doch unser Feuer zieht bald ein anderes Insekt an. Riesige Heuschrecken stören unseren Frieden indem sie unkontrolliert herumhüpfen und uns unabsichtlich attackieren. Draussen sind sie noch zu ertragen, doch als sie das Wohnmobil in Beschlag nehmen verliere ich langsam die Nerven. Ich komme mir vor wie im Horrorfilm und Peter fällt die undankbare Aufgabe zu, die Viecher aus dem Camper zu vertreiben damit wir ruhig schlafen können.
Anstatt dem Savannah Way Richtung Nordwestesten über Burketown zu folgen wählen wir die kürzere Strecke über Gregory Downs um in den Lawn Hill Nationalpark zu gelangen - und dieser zweitägige Abstecher zahlt sich voll aus.
Am Sonntag erreichen wir Adel’s Grove, wo wir zwei Uebernachtungen gebucht haben, stellen Tisch und Stühle auf und begeben uns sogleich weiter um den Lawn Hill Nationalpark zu erkunden. Dieser Park ist ein Paradies inmitten einer relativ kargen Landschaft mit trockenen Gräsern und dürren Bäumen. Wir wundern uns manchmal, wie diese Pflanzen die lange Trockenzeit überhaupt überleben. Als wir die malerischen Schluchten von Aussichtspunkten erblicken und mit dem Kanu erforschen bleibt uns nur noch zu staunen. Wir schwimmen im klaren Wasser und kühlen uns ein bisschen ab – das ist gesünder als in der Hitze zu wandern. Das Süsswasserkrokodil, welches ein Pärchen auf einem Baumstrunk entdeckt hat, verpassen wir leider, doch Peter erspäht wenigstens eine Wasserschildkröte.
Ach ja, fast hätte ich’s vergessen: Peter ging sogar einmal unfreiwillig baden! Als wir bei Halbzeit am Ende der Schlucht aus dem Kanu steigen und bereits „sicheren“ Boden unter den Füssen haben, rutscht er unvorsichtigerweise am steilen Ufer aus und – plups – steht er einen Meter zwanzig weiter unten im brusttiefen Wasser.
Der schmale Weg von Lawn Hill nach Kingfisher Bay (Wegweiser KFC) führt über Farmland mit vielen Viehgattern und wir müssen zwei Flüsse durchqueren. Kühe, Rinder und Pferde haben Vortritt, aber auch Kängurus, Vögel und Schlangen lassen wir gerne vorbei. Die Landschaft ist unbeschreiblich und auch bildlich nicht wirklich zu erfassen, diese Eindrücke speichern wir in unseren Köpfen. Gelbes Gras wechselt sich ab mit rotem (Feuergras) und grünem; Termitenhügel stehen auf Ebenen, Berghügeln, zwischen Büschen und Bäumen.
Am 14. Juli um 11.40 (QLD-Zeit), resp. 11.10 (NT-Zeit), überqueren wir die einsame Grenze zum Staat Northern Territory. Die Zeitverschiebung zur Schweiz beträgt nun ungewöhnliche 7 ½ Stunden.
Unser Nachtplatz am Kangaroo Creek ist genial. Als wir die Gaslampe entzünden fängt in der Nähe urplötzlich ein Rudel Dingos an zu heulen und wir lauschen gespannt den Stimmen der Natur. Bald schon ist die Nacht herrlich ruhig und ein richtiger Genuss. Am Morgen jedoch erleiden wir wieder einmal einen kleinen Schrecken. Das Steuerradschloss ist verklemmt und es lässt sich auf keine Art und Weise ausrasten. Wir kämpfen uns ganz langsam an die Lösung des Problems heran, demontieren das Zündschloss und bringen es schon bald fertig, den Motor mit einem Schraubenzieher zu starten. Vor- und Rückwärtsfahren ohne steuern zu können hilft uns jedoch nicht viel weiter und deshalb beschliessen wir, das erste vorbeifahrende Fahrzeug anzuhalten. Nach etwa zwei Stunden endlich kommt das erste Auto mit Brad, Betty und Josh. Wir haben diese Familie schon vorher einmal getroffen und uns mit ihnen unterhalten als sie im Hells Gate Roadhouse einen platten Reifen reparieren liessen. Peter erklärt Brad unsere Schwierigkeiten und er verspricht uns, im nahe gelegenen Aboriginal Dorf nach einem Mechaniker Ausschau zu halten und wieder zu uns zurückzukehren. Unterwegs kommt ihm jedoch bereits jemand entgegen, den er als geeignet anschaut und er bittet ihn, bei uns zu stoppen. Es stellt sich heraus, dass Kim genau der richtige Mann ist. Er scheut nicht, assistiert von seiner Frau Leagh-Anne, mit Hammer und Säge zur Sache zu gehen und bringt es fertig, dass wir um ein Uhr Nachmittags wie Autodiebe wieder auf die Strasse können. Das zersägte Zündschloss liegt im Abfall und den Motor starten wir mit dem Schraubenzieher.
Brad hat das Aboriginal Dorf leider nicht gefunden, und auf dem Rückweg zu uns hat er nochmals einen platten Reifen eingefangen. Weil wir das gleiche Tagesziel, die King Ash Bay bei Boroloola, haben beschliessen wir, zu zweit zu fahren. Mit einem Funkgerät ausgerüstet haben wir nun auf den fast 200 Kilometern ständig Kontakt zueinander. Und weil wir etwa die gleiche Wellenlänge haben legen wir auch das nächste Wegstück bis zum Limmen Bight River Fishingcamp gemeinsam zurück. Unterwegs hält ein entgegenkommendes Fahrzeug an und macht uns auf einen wunderschönen Platz aufmerksam. Lost City sei einen Besuch wert (wie Bungle Bungle, nur noch besser) und sei ein idealer Halt zum Mittagessen. Wir finden die Felsformationen von Lost City phänomenal.
Das Fishingcamp ist für uns eher ein Kuhcamp, denn Mitten in der Nacht wird Brad von lautem Getrampel und Gemuhe aufgeweckt und er muss mit der Taschenlampe eine ganze Kuhherde aus seiner Nähe vertreiben.
Unterwegs läuft uns ein Dingo über den Weg und Brad erspäht tief im Busch einen massiven Wasserbüffel. Auf der genau 366 km langen Strecke zwischen Boroloola und Roper Bar begegnen uns innert zwei Tagen etwa 10 Fahrzeuge. In Roper Bar verabschieden wir uns von Brad, Becky und Josh Robinson, denn wir haben es nicht eilig, nach Katherine zu kommen (dort wartet nur Arbeit auf uns). Wir übernachten auf einem Rastplatz, etwa 75 km östlich von Mataranka, und haben das Glück hier auf Fred und Margaret zu treffen. Fred ist ein begnadeter Sänger und Gitarrenspieler und er singt beim Lagerfeuer wunderschöne, traurige Australische Countrysongs. Ausserdem sehen wir hier wilde Esel und einen Brama Bullen, der sich auch ganz in der Nähe herumtreibt.
18.07. Kaum gestartet treffen wir auf ein Pärchen, das mit seinem riesigen Wohnmobil stehen geblieben ist. Wir halten an und nehmen Fred (zufällig gleicher Name) 50 km mit nach Mataranka, wo er Benzin für den Generator und einen Kanister Oel für den Motor kauft. Wir bringen ihn zur Abzweigung zurück, wo er darauf wartet, dass ihn jemand zu seinem Wohnmobil bringt.
Inzwischen haben wir auch noch einiges über die Termitenhügel dazugelernt und könnten eine ganze Abhandlung darüber schreiben. Es gibt allein im Northern Territory über 70 verschiedene Termitenarten und die meisten von ihnen sind Grasfresser. Sie sind fähig, in der Trockensaison genügend grosse Vorräte trockenen Grases anzulegen, damit sie die lange Regenzeit unbeschadet überstehen können. Termiten erhöhen die Bodenqualität indem sie Erde an die Oberfläche bringen und durch ihre unterirdischen Tunnel die Belüftung der tieferen Erdschichten unterstützen. Sie bieten auch verschiedenen Tieren wie Vögeln, Silberfischen, Kakerlaken, Käfern, Spinnen, Unterschlupf, die sich an diese speziellen Lebensbedingungen gewöhnt haben. Die Hügel sind sehr hart, Ueberflutungen und Buschfeuer können ihnen keinen Schaden anhaben und einige sind sogar über 100 Jahre alt.
Von Katherine aus organisieren wir die Reparatur des Zündschlosses und den kleinen Service, der nach 10'000 gefahrenen Kilometern fällig ist. Weil wir noch am gleichen Tag einen Termin bekommen, legen wir die 324 km zwischen Katherine und Darwin in Rekordzeit zurück, damit unser Buschcamper bald wieder 100%ig fahrtüchtig ist. Die Sehenswürdigkeiten auf dieser Strecke werden wir auf dem Rückweg besuchen.
Es gibt Leute in unserer Heimat die der Meinung sind, dass arbeiten sicher anstrengender sei als reisen und wir geben es gerne zu: RECHT HABT IHR! Obwohl auch wir manchmal in Schwierigkeiten geraten und unsere Nerven auf die Probe gestellt werden ist dies noch lange kein Vergleich zum täglichen Arbeitsstress. Solange wir genügend Wasser und Essensvorräte (in Dosen) mit uns führen müssen wir uns keine Sorgen machen, denn die Leute hier sind unheimlich hilfsbereit. In abgelegenen Gegenden ist jeder auf den Anderen angewiesen und kaum einer fährt vorbei, wenn jemand neben der Strasse steht der nicht ganz offensichtlich eine Pause macht.
Währenddem unser Fahrzeug gewartet wird besichtigen wir das hübsche Städtchen Darwin. Darwin ist mit 80'000 Einwohnern die nördlichste Stadt Australiens und die Hauptstadt des Staates Northern Territory. Mit 240 l Bier pro Einwohner halten sie einen ganz speziellen Weltrekord, bei jährlichen Durchschnittstemperaturen von 30 – 35°C ist dies jedoch auch nicht erstaunlich.
Im 2. Weltkrieg wurde aus Furcht vor den Japanern die ganze Bevölkerung Darwins Richtung Süden evakuiert und entlang dem Stewart Highway zwischen Darwin und Katherine gibt es viele Flugpisten aus dem 2. Weltkrieg, weil auch die Flugzeuge vorsorglich von Darwin abgezogen wurden. Am 19. Februar 1942 wurde die Stadt von Japanischen Bombern fast vollständig zerstört. Nach dem Wiederaufbau wurde sie am Weihnachtsabend 1974 abermals grösstenteils zerstört, diesmal durch den Zyklon Tracy, der mit geschätzten 280 km/h vom Meer her auf das Land hereinbrauste. Die genaue Windgeschwindigkeit konnte nie eruiert werden, weil bei 217 km/h der Windmesser des Flughafens ausfiel.
Von Darwin aus führt der Stewart Highway über Alice Springs, dem roten Zentrum, nach Süden und endet nach über 3000 km in Adelaide. Weil wir jedoch möglichst der Küste entlang reisen wollen, befahren wir ihn nur auf der kurzen Strecke von Mataranka nach Darwin und wieder zurück nach Katherine.
31.07.2004
Das Museum in Darwin zeigt Ausstellungen über Muscheln, Schnecken, Spinnen, Vögel, Schlangen und deren Lebensräume. Besonders eindrücklich sind auch die Bilder und der Film vom Zyklon Tracy mit Original-Kommentaren von Menschen welche die Zerstörung Darwins vor 30 Jahren miterlebt hatten. Während Peter die Maritime Ausstellung besichtigt schaue ich mir lieber die Kunstgalerie an.
Nach zwei Tagen tief versunken hinter dem Computer ist unsere Homepage aktualisiert und die meisten E-Mails sind beantwortet. Wir können uns wieder unserem seligen Nichtstun widmen und uns mit den getätigten Neuanschaffungen beschäftigen. Bis wir mit unseren Sonnenkollektoren die Kühlschrankbatterie und alle anderen elektrischen Geräte mit Strom versorgen können wird es noch eine Zeit dauern. Die zwei 50 Watt Solarpanele lassen sich wie ein Köfferchen zusammenklappen und hinter dem Beifahrersitz verstauen. Ron, ein Geschäftsmann aus Perth ändert die Befestigung der Beine mit Bohrmaschine und Draht so, dass sie nicht mehr wegrutschen können. Dann ergänzen wir die Installation mit einem Ladeüberwachungs-Regler, damit die Batterie nicht zerstört wird. Bis wir die Ladung des Laptops in den Griff kriegen dauert es ein ganzes Weilchen und wir müssen alle Möglichkeiten ausprobieren, bevor es einwandfrei klappt. Von nun an sind wir nicht mehr auf teure Campingplätze mit Steckdosen angewiesen und können dort bleiben wo es uns wirklich gefällt.
Fünf Nächte in Darwin sind genug und am Samstag, 24. Juli, fahren wir wieder Richtung Süden. Im „Fenton Camp and Headquarters“ (1943), einem der vielen Überbleibsel aus dem zweiten Weltkrieg, übernachten wir auf den Fundamenten des Offiziersclub. Von dieser Anhöhe aus sehen wir in der Nacht zwei Buschfeuer lodern, am Morgen sind jedoch beide erlöscht.
Zu den Douglas Hot Springs benötigen wir knapp eine Stunde. Wir richten uns gemütlich ein und nehmen die Sonnenkollektoren in Betrieb. Genial, wir können damit gleichzeitig die Kühlschrank-Batterie sowie Kamerabatterien oder das Natel laden. Mit dem Laptop ist es nicht ganz so einfach, aber auch das geht mehr oder weniger problemlos.
Die Quellen sind so heiss, dass wir uns dort einen Platz zum Baden suchen, wo der kalte Bach sich mit dem heissen Bach vermischt. Einziger Wermutstropfen für mich sind die kleinen Fische, welche sich an verletzte Haut heranmachen und mir einen „Stromstoss“ versetzen.
Am Abend backen wir zuerst die Kartoffeln und dann das Brot im neu gekauften Campofen. Dies ist schwarzer Gusseisentopf mit speziellem Deckel, damit wir auch glühende Kohle darauf legen können. Beides gelingt hervorragend und wir sind zuversichtlich, künftig auch andere Speisen darin zubereiten zu können.
Am Montag unternehmen wir einen Ausflug zur 17 km entfernten Butterfly Gorge. Wir schwimmen 300 m, quetschen uns durch eine Felsspalte um in ein kleineres Becken mit kälterem Wasser zu gelangen und von dort aus über die Felsen zu klettern, von wo aus wir eine versteckte Schlucht bewundern können.
In der Nacht haben wir wieder einmal unerwünschte Unterhaltung. Junge Engländer kommen erst spät abends an, tragen eine riesige Kühlbox voller Bier zu den heissen Quellen hinunter und veranstalten ein lautes Fest. Um zwei Uhr kommen sie zu ihrem Fahrzeug hoch und hören so laute Musik, dass Helga und Sepp, die direkt daneben campieren, lange nicht mehr einschlafen können. Nach einer unheimlich langen Viertelstunde wird es endlich still und am Morgen machen sich die verkaterten Typen relativ ruhig aus dem Staub.
28.07. Helga und Sepp, ein ausgewandertes Österreicher Paar, sind sehr herzlich und sie laden uns sogar zum diesjährigen Weihnachtsessen in Melbourne ein, damit wir wenigstens ein wenig Familie haben (auch wenn’s nicht die eigene ist).
Den Litchfield Nationalpark auf der schmalen 4WD-Strecke von Süden her zu erkunden ist genial. Wir schwimmen in den Surprise Creek Falls, besuchen das „Blyth Homestead“ und durchqueren einige tiefe, lange Flüsse. Die Hügel auf dem Weg, welche aussehen wie Verkehrsberuhigungs-Schwellen, dienen dazu, das Wasser zu stoppen, damit er in der Regenzeit nicht zu stark auswäscht und im Winter aussieht wie ein Bachbett.
Die Florence Falls sind imposant und das tiefe Becken lädt zum Baden ein, wenn da nur nicht so viele Leute wären… Auf dem kurzen Wanderweg sind wir dann allerdings wieder ganz für uns, es ist einfach zu heiss für solche Anstrengungen.
Auf dem überfüllten 4WD-Camping teilen wir unseren Platz mit Tricia, David und ihren beiden Mädchen Emilia und Tessa. Wir geniessen den lauen Abend am Lagerfeuer und lassen uns von der Familie ein wenig vom Farmleben im Süden von Adelaide erzählen.
29.7. Am Morgen früh besuchen wir das Buley Rockhole. Die durch kleine Wasserfälle verbundenen Becken sind ideal zum Schwimmen und Tagestemperaturen von 36°C halten kaum jemanden davon ab, ins kühlende Nass zu springen. Der „Tabletop Swamp“ ist Lebensraum vieler Vögel, doch es ist bereits so heiss, dass auch die Lebewesen Siesta halten statt sich den Touristen zur Schau stellen. Wir besuchen die Tolmer Falls und fahren dann weiter zu den wohl bekanntesten Wasserfällen im Litchfield Nationalpark, den Wangi Falls. Wir übernachten dort und halten für Tricia & David einen Platz frei, weil auch hier grosser Andrang herrscht.
Peter erhält von unserer Nachbarin ein Fahrrad und radelt damit 20 km weit, obwohl der Sattel viel zu tief sitzt und die Reifen beinah platt sind. Auf jeden Fall ist er ganz glücklich, als er wieder zurückkommt.
Am nächsten Morgen wandern wir um die Wangi Falls und erleben von der Anhöhe einmal mehr eine eindrückliche Sicht in die unendliche Weite dieses riesigen Kontinents. Wir fragen uns woher all das Wasser kommt und erhalten folgende Erklärung: Die Tafelberg-Kette wirkt in der Regenzeit wie ein riesiger Schwamm und saugt das Wasser richtig in sich auf. In der Trockenzeit sprudelt es dann aus Quellen wieder hervor, sammelt sich in Bächen und fliesst über die Wasserfälle ins darunter liegende Felsbecken. Diese kontinuierliche Wasserversorgung sichert das Überleben des Monsunwaldes und vieler Sumpfpflanzen Kilometerweit Flussabwärts.
Kurz vor dem nordöstlichen Ausgang des Litchfild Nationalparks befindet sich beim Bamboo Creek eine Zinnmine aus dem Jahre 1940. Wir kehren für 20 Minuten in die alte Zeit zurück und versuchen uns die harte Arbeit von anno dazumal vorzustellen.
Bevor wir in den Kakadu Nationalpark weiterreisen machen wir nochmals einen kurzen Abstecher nach Darwin um uns mit Proviant für zirka eine Woche einzudecken.