TRAVELJOY 2004-2005 (Australien)

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Reiseberichte - Oktober 2004 [zurück]


15.10.2004

01.10. Es ist leicht bewölkt in Kalbarri, aber trotzdem angenehm warm. Auf dem Weg Richtung Süden fahren wir zu den verschiedenen Aussichtspunkten der Küste entlang und sehen drei Buckelwale nicht weit von einem der hoch über dem Indischen Ozean gelegenen Ausblicke entfernt. Sie sind offenbar bei bester Laune und vollführen vor unseren Augen die tollsten Sprünge.

Die „Hutt Lagoon“ wird wegen ihrer Farbe Pink Lake genannt. Die in den Salzkörnern gefangenen Bakterien verleihen ihm diese für einen See furchtbare Farbe, enthalten jedoch auf der anderen Seite wertvolles Beta Karotin, welches in kleinen Teichen geerntet wird. Bei Sonnenuntergang verändert sich seine Farbe von rosa zu dunkelrot.

Es wird ein bisschen hügelig und hat wunderbare grosse Farmen je mehr wir uns Northhampton nähern. Sattes Grün sticht uns richtig in die Augen, nachdem wir uns während der letzten Monate an eher dürres Buschland gewöhnt hatten.

02.10. Coronation Beach – direkt am Strand in der wärmenden Morgensonne zu frühstücken ist für uns jedes Mal wieder ein speziell beeindruckendes Erlebnis. Die Nachttemperaturen fallen tiefer, je südlicher wir kommen, deshalb packen wir uns jeweils am Abend und frühen Morgen ziemlich warm ein. Tagsüber ist es immer noch sehr angenehm und lediglich die Fliegen werden manchmal furchtbar lästig. Nach einem kurzen Abstecher ins Städtchen Geralton geht die Reise zum Ellendale Pool, einem hübschen Gratis-Campingplatz, der durch eine hohe Felswand ziemlich Windgeschützt ist.

Sonntag ist ein absoluter Faulenzer-Tag, von dem es null und nichts zu berichten gibt.

Am Montag fahren wir via Walkaway, Dongara, dem gepflegten Port Denisen mit grosser Marina, über den „Scenic Coastal Drive“ bis nach Leeman. Rundherum gibt es dicke Wolken, doch über Leeman ist der Himmel glücklicherweise noch blau.

Am Dienstag besuchen wir die Pinnacles im Namburg Nationalpark. Diese wie Grabsteine anmutenden bis zu drei Meter hohen Kalksteinfelsen ergeben bei schönem Wetter mit dem hellen Wüstensand interessante Farbenspiele.

05.10.2004 Der Campingplatz von Guilderton ist ganz schön am Moore River Delta gelegen, doch die schwarzen Wolken lassen das gar nicht so richtig zur Geltung kommen. Der erste Regen seit über 100 Tagen erwischt uns voll als wir gerade mit dem Nachtessen begonnen haben und obwohl man meinen sollte wir seien inzwischen aus der Übung gekommen sind wir mit all unserer Ware ganz schnell im Trockenen.

Mittwoch. Auf dem Weg nach Perth besuchen wir den Yanchep Nationalpark und hier sehen wir zum ersten Mal Koalas. Die verspielten Tierchen schlafen üblicherweise tagsüber und futtern nachts, doch weil das Wetter kühl ist sind einige recht aktiv. Auch die Kängurus sind heute am fressen und hüpfen statt am ruhen.

Wir freuen uns sehr Trudy und Kari zu besuchen, welche wir auf einem Rastplatz zwischen Broome und Port Hedland angetroffen hatten, und zwar nicht nur weil sie uns ein richtiges Bett angeboten haben, sondern vor allem weil wir das Gefühl haben, interessante Gesprächspartner wieder zu treffen. Die beiden wohnen nördlich der Stadt in einer gepflegten Umgebung und empfangen uns herzlich in ihrem Haus. Wir fühlen uns gleich wie zu Hause bei ihnen.

Ausser ab und zu einer Wanderung unternehmen wir ja keine sportlichen Aktivitäten. Als wir am Donnerstag mit Trudy und Kari einen Veloausflug dem Meer entlang machen bin ich deshalb sehr skeptisch und habe das Gefühl, „meine eh schon schwachen Batterien seien innert kürzester Zeit flach“. Doch die Natur ist so schön hier, dass ich bald die körperliche Betätigung gar nicht mehr wahrnehme und es sogar richtig geniessen kann. Peter ist so begeistert, dass er gleich wieder ein Fahrrad kaufen will.

Perth – Die Stadt wurde am breiten Mündungsbereich des Swan River errichtet. Das Zentrum befindet sich am Nordufer des Flusses, der hier eher einem See gleicht. Der Swan River mündet 19 km weiter südlich bei Freemantle, wo sich ein riesiger Hafen befindet, in den Indischen Ozean. Australiens grösster Staat „Western Australia“ besitzt 1.87 Mio. Einwohner, wovon 1.37 Mio. in Perth leben. Perth liegt fernab der übrigen Metropolen Australiens, die nächste Grossstadt, Adelaide, liegt 2700 km entfernt! (Das ist weiter als von Zürich bis Lissabon oder Moskau) Wir erleben ein richtiges „April-Wetter“ hier, kein Wunder, ist es doch Frühling in Australien und der Monat Oktober entspricht dem April in der nördlichen Hemisphäre. Von insgesamt acht Tagen ist lediglich einer wirklich schön, gemäss Aussagen der Einheimischen sehr ungewöhnlich. Im Sommer betragen die durchschnittlichen Maximal-Temperaturen 30 – 35°C, welche jedoch am Nachmittag durch die Seebrise, den so genannten „Freemantle Doctor“, erträglich werden.

Freitag – Perth City, wir kommen! Viel sehen wir von der Stadt heute noch nicht, denn bei diesem schönen Wetter wollen wir gleich in den Kings Park und zum Botanischen Garten. Von diesem auf einem Hügel gelegenen Park haben wir eine wunderbare Aussicht auf die City und den Swan River. Wir sehen auch das „alte“ nachgebildete Segelschiff „Duyfken“ und beschliessen gleich den steilen Abstieg in Angriff zu nehmen um dieses zu besichtigen. Ich begnüge mich mit dem Anblick von aussen, Peter will es jedoch genau wissen: Ein tiefer Griff in die Geldbörse öffnet ihm die Luke, er darf sich das Schiff von innen anschauen und erfährt einiges über seine Geschichte.

Die „Duyfken“ wurde im Jahre 1595 gebaut, besitzt Segel aus Flachs und benötigt eine Minimalbesatzung von 16 Mann. Der Steuermann kann höchstens 10° backbord bis 10° steuerbord steuern und die Segel können am Mast bis 45° gedreht werden. Um den Anker zu heben gibt es im Vorschiff einen quer liegenden Baum mit Löchern, in die zum Drehen Hebel hineingesteckt werden. Früher wurde nach Kurs (Längengrade) und Zeit (Sanduhr) gesegelt, Breitengrade gab es damals noch nicht.

Sa, So 09./10.10. Obwohl wir ursprünglich nicht länger als zwei drei Tage bei Trudy und Kari bleiben wollten sind wir noch immer hier und fühlen uns wie zuhause. Nachdem wir am Freitagabend bei einer feinen Rösti einen richtigen Schweizer Abend mit Schweizerdeutsch sprechen eingelegt hatten ist am Wochenende wieder alles beim alten und die Konversation geht in Englisch weiter. Wir schauen uns zum ersten Mal in der laufenden Meisterschaft ein Formel 1-Rennen im Fernsehen an. Trudy bereitet zu unserem Abschied ein feines asiatisches Nachtessen und ein feuriges Dessert, ohooo.

Montag. Unser Fahrzeug muss in den Service. Damit wir den vereinbarten Termin in Armadale, südlich der Stadt, nicht verpassen machen wir uns bereits um 06.45 auf den Weg. Richard, der Mechaniker, bringt uns zum Bahnhof und meint, wir könnten den Buschcamper um sechs Uhr abends wieder abholen. * Und da wir Schweizer ja immer so pünktlich sind, kommen wir bereits 20 Minuten zu früh zurück. Doch der Service ist noch lange nicht fertig, weil Richard durch eine zusätzliche Aufgabe von dieser Arbeit abgehalten wurde. Weil auch Deutsche zuverlässig sind, führt er seinen Job seriös aus …und das dauert. Brigitte, seine Frau, bietet uns Tee, Kaffee und Guetzli an und um acht Uhr verköstigt sie uns mit feinem Sauerteigbrot (vom deutschen Metzger), Wurst und Käse. Um 21.15 ist es dann endlich soweit, die Räder sind wieder montiert und der Landcruiser ist fahrbereit. Eine halbe Stunde später machen wir uns in der Dunkelheit auf den Weg, um Werner in Lesmurdie zu suchen und Dank Trudys genauer Wegbeschreibung finden wir die Adresse gleich auf Anhieb.

* Den Tag verbringen wir in Freemantle und weil es regnet halten wir uns viel länger im Maritime Museum auf als geplant. Wir studieren die Ausstellungen so genau bis uns die Köpfe rauchen. Von der Seefahrer-Geschichte der frühesten Siedler über die Veränderung des Swan River, die Anfänge des Perlentauchens oder verrückte Weltumsegelungen im Alleingang sowie die Austragungen des „Americas Cup“ 1983 – 1987 finden wir hier vieles.

12.10. Normalerweise reicht ein Tag um Freemantle zu besichtigen (aber nur wenn es nicht regnet). Deshalb fahren wir heute gleich nochmals hin. Das „Freemantle Prison“, das Gefängnis, ist eines der ältesten Gebäude Australiens. Wir nehmen an einer von Paul geführten Tour durch die Gefängnismauern teil. Die ersten Gefangenen kamen 1850 mit dem Schiff nach Freemantle und mussten gleich die Gefängnismauer bauen. In den Jahren 1850 – 1868 waren insgesamt 10'000 Gefangene im Freemantle Prison. Damals wurden Menschen aus England, welche zum Beispiel aus Hunger ein Brot gestohlen hatten gleich verhaftet und als Gefangene nach Australien verschifft. Die jüngsten Gefangenen waren lediglich 8 – 9 Jahre alt. Von 1880 – 1970 gab es ein gut von den Männern getrenntes Frauengefängnis. Am 29. Oktober 1964 wurde im Gefängnis von Freemantle der letzte Verbrecher gehängt. Exekutionen fanden immer am Montagmorgen um 08.00 Uhr statt.

Nach diesen doch etwas tristen Geschichten steht für uns noch etwas Erfreulicheres auf dem Programm: Um halb vier treffen wir uns mit Werner auf dem Jandakot Flughafen. Er arbeitet dort als Fluglehrer und bringt uns in die Lüfte. Die erste Überraschung erfolgt schon beim Ausfüllen der Papiere, er bittet uns unter „Pilot“ unsere Namen einzutragen. Peter macht mit ihm dann gleich den „Check“ des Flugzeugs und darf auf dem Pilotensitz platz nehmen. Nach den einleitenden Instruktionen fahren wir auf die Startpiste und heben schon bald ab zu unserem Flug über Freemantle, Perth und die nördlichen Strände. Es ist ziemlich windig und entsprechend unruhig, doch speziell für Peter ist dieser Flug unheimlich eindrücklich, weil er selber fliegen darf. Ich geniesse einfach die Eindrücke aus der Vogelperspektive und versuche einiges auch bildlich/filmisch festzuhalten.

Bei Werner und Gail sind wir bestens aufgehoben und geniessen den Abend in ihrer warmen gemütlichen Stube.

13.10. Wir hoffen, dass es heute doch noch aufhellt, damit wir mit der Fähre von Perth nach Freemantle fahren können. Ein ganz kleines bisschen kommt uns das Wetter entgegen und wir packen unsere allerletzte Chance, auf dem Swan River Richtung Süden zu fahren, denn nachher wollen wir wirklich langsam weiterreisen.

Weil es immer noch relativ kühl ist sind wir ein wenig in der Zwickmühle. Einerseits möchten wir doch unbedingt noch nach Alice Springs, wo es tagsüber allerdings jetzt schon recht heiss wird und andererseits wollen wir den schönen Südwesten von „Western Australia“ auch nicht verpassen. Wir versuchen nun gegen Ende Oktober in Esperance zu sein und werden dann entscheiden, ob wir via Kalgoorlie, Warburton über die „Central Desert Road“ nach Alice Springs oder über die „Nullarbor Plain“ Richtung Adelaide weiterreisen.


31.10.2004

Samstag, 16.10. Rockingham ist derzeit mit 82'000 Einwohnern noch die zweitgrösste Stadt Western Australias, doch das rasant wachsende Mandurah (60'000) wird ihr schon sehr bald diesen Rang streitig machen. Eigentlich möchten wir bei Ebbe über die Sandbank zur Penguin Island waten, wo 1200 kleine Pinguine die grösste Brutkolonie Westaustraliens bilden, doch die Zeit ist zu knapp weil wir noch das Flugmeeting besuchen möchten.

Am Mittwoch beim Abschied erzählte uns Werner von diesem kleinen Flugmeeting auf dem Murrayfield Aerodrome in der Nähe von Mandurah. Es würde ein wenig Akrobatik geflogen und es finde ein Wettbewerb unter den Piloten statt: Auf einer bestimmten Höhe wird eine Rolle WC-Papier aus dem Fenster geworfen und der Pilot muss das Papier mit dem Flügel so schnell wie möglich vier Mal durchschneiden. Wir beschliessen spontan, schnell vorbeizuschauen, weil wir doch am Samstagnachmittag mit Ellen und Bob in South Yunderup verabredet sind. Glück für mich: in einer kleinen Pause fragt Werner ob ich Lust hätte mit ihm schnell in die Luft zu gehen und einen Looping zu machen. Im 12minütigen Flug mit der Cessna 152 machen wir zwei Loopings, einen Wingover und eine Rolle, ein absolut einmaliges Erlebnis – und obendrein durfte ich auf dem Pilotensitz Platz nehmen und den Flieger selber in die Lüfte heben! „Thank you“ Werner für diesen genialen Flug!

Bei Ellen und Bob werden wir ganz herzlich aufgenommen und dürfen am Sonntag mit ihnen und der Patchworkgruppe nach Bridgetown fahren. Die Damen gehen zum Patchwork-Treffen und wir machen uns mit Bob zu Fuss auf, das Städtchen zu erkunden. In der „Brierley Jigsaw Gallery“ finden wir sogar verschiedene Puzzle mit Sujets aus der Schweiz und auch das weltkleinste Holz-Puzzle (ca. 4 cm x 6 cm), bestehend aus 97 Teilen ist dort ausgestellt. Nach einem Spaziergang entlang dem Blackwood River machen wir eine Stadtrundfahrt zum Lookout mit Bus und unserem Privatchauffeur (Bob).

Montag: Fast jedes Haus in South Yunderup liegt direkt am Wasser und besitzt einen eigenen Bootssteg. Mit Bob und seinem Nachbarn Ivan fahren wir dann auch im Boot in die Stadt, wo wir uns in der Marina ein bisschen umsehen und auf dem Rückweg all die teuren Häuser mit den noch teureren Booten davor bestaunen. Auf der Hinfahrt verirrt sich Bob in untiefes Wasser und wir denken schon ans Aussteigen um gefahrlos klarzukommen, doch glücklicherweise gelingt es ihm, ohne Schaden ins richtige Fahrwasser zurückzugelangen. Nach der Heimkehr setzen sich Peter und Bob ins Kanu und paddeln ein wenig auf dem Kanal herum um das sportliche Gewissen zu beruhigen.

Unsere Gastgeber laden uns zu einem schmackhaften Seafood-Nachtessen bei Nino’s in der Stadt ein und am Abend spielen wir zusammen Billard, wobei wir viel lachen und Riesenspass haben.

19.10. Dienstag: Beim Frühstück sehen wir Delfine, die kleinere Fische bis zum Ende des Kanals jagen um sie dort genüsslich zu verspeisen.

Wir lassen uns von Bob durch die Gegend chauffieren. Er zeigt uns voller Elan die neu erschlossenen Gebiete von Mandurah, welche alle nach dem gleichen Stil erstellt werden. Beinahe jedes Haus hat einen eigenen Bootssteg am Kanal, welcher direkt mit dem Estuary oder dem Fluss verbunden ist. Ellen backt derzeit feinsten „Fruitcake“ und packt uns ein riesiges Stück ein für die Reise. Als wir von der Besichtigungstour zurückkommen steht auch schon ein Lunch bereit, wir werden richtiggehend verwöhnt von den beiden.

Am Nachmittag zeigt uns Ellen ihre Sammlung antiker Nähmaschinen und später lernen wir beim Kaffee die ebenfalls reisefreudigen Nachbarn Jill und Colin kennen. Am Abend spielen wir nochmals eine Runde Billard, bei der wir wiederum herzlich lachen können. „Unmögliches“ klappt bei diesem Spiel oft wunderbar – scheinbar einfache Möglichkeiten verkommen zu ganz verkorksten Situationen.

Mittwoch. Wir verlassen Ellen & Bob mit einem lachenden und einem weinenden Auge, die vier Tage mit den zweien waren interessant und kurzweilig. Zudem wohnen sie an einem traumhaft schönen Ort, wo sogar wir uns vorstellen könnten alt zu werden. Doch es zieht uns weiter und wir freuen uns, wieder unterwegs zu sein.

In der Region Mandurah gibt es viele Gestüte und Pferdezucht ist hier sehr verbreitet. Dem Leschenault Inlet entlang fahren wir über Australind nach Bunbury. Vom Marlston Hill Aussichtsturm sehen wir im Süden über die Geografe Bay mit den weissen Sandstränden bis zum Cape Naturaliste, im Norden den Hafen mit dem Getreideverlad und im Südosten das Städtchen Bunbury.

Unser heutiges Ziel ist Busselton mit seinem 2 km langen Holzsteg. 1850 wurde Holz exportiert und der kleine Ort begann zu florieren. Im gleichen Jahr wurde mit dem Bau des 2 km langen Jetty begonnen, welches der längste Holzsteg in der südlichen Hemisphäre werden sollte und heute eine der einzigartigsten Eco-Touristik-Attraktionen Australiens darstellt mit jährlich mehr als 200'000 Besuchern. Ueber 5000 Schiffe aus der Aera der Segel-, Dampf- und Motorboote legten an, bis der Hafen im Jahre 1974 geschlossen wurde. 2002 wurde an Ende des Steges mit dem Bau eines Unterwasser-Observatoriums begonnen, welches Ende 2003 eröffnet wurde.

Am frühen Morgen finden wir ein ganz junges Ringtail Possum, das seiner Mutter aus dem Beutel gefallen ist. Wir denken zuerst, dass es tot ist, doch beim genauen Hinsehen merken wir, dass es sich noch leicht bewegt. Der Campingwart versucht das bereits ziemlich kalte Baby zu erwärmen und will es der Forschungs- und Aufzuchtanstalt übergeben, da diese Tiere geschützt sind.

Weil wir wieder einmal Ordnung in unsere E-Mails bringen wollen, bleiben wir zwei Tage im Ort und so holen uns Bea und Max wieder ein. Die beiden sind durchs Landesinnere gereist und haben sich die hügelige Landschaft mit all den hübschen Örtchen angeschaut. Wir treffen sie am Freitagvormittag zum Kaffee und schwatzen bis zum Mittag.

Die Weiterreise zum Cape Naturaliste führt uns über hügelige Landschaft und durch sattgrüne Wiesen auf denen wohlgenährte Kühe, Rinder und Schafe weiden. Es gibt viele Weingüter und man könnte alle paar Kilometer zu einer Weinkellerei einbiegen um zu Degustieren. Wir beschliessen jedoch, erst im Barossa Valley davon Gebrauch zu machen, denn ein älterer Australier hat uns angeboten, dort mit uns eine kleine Tour zu unternehmen. Vielleicht ist es besser, nicht selber zu fahren…

Von der Küste weg biegen wir nach Margaret River ab, das wir gerne besichtigen möchten. Doch beim Durchfahren überlegen wir es uns anders – hübsch, aber viel zu touristisch – es geht zurück an die Küstenstrasse und zum Parkplatz in der Nähe des Georgette Schiffswracks. Dort verbringen wir, wenn man von der tosenden Brandung des Meeres absieht, eine ganz ruhige Nacht.

Am Samstagmorgen fahren wir nochmals ein Stück zurück zur Prevelly Beach. Dort gibt es bei guten Bedingungen bis zu 12 Meter hohe Wellen und es werden internationale Wettbewerbe im Surfen (Wellenreiten) ausgetragen. Heute hat es ganz beachtliche Wellen und fast keinen Wind, was in dieser Gegend eher ungewöhnlich ist.

Die Region ist bekannt für ihre Höhlen und wir fahren die ganze Strecke auf der Caves Road (Höhlenstrasse), wir haben jedoch keine Lust, uns in die kühle Dunkelheit der feuchten Felsen zu begeben. Wenn es so richtig heiss wäre würden wir uns vermutlich anders entscheiden.

Augusta ist ein hübsches Städtchen, am Hardy Inlet gelegen, und der 9 km südlich vom Ort stehende Leeuwin Leuchtturm (S 34°-22.509’/E 115°-08.180’) ist im südwestlichsten Punkt Australiens, wo der Indische und der Südliche Ozean aufeinander treffen.

Die Fahrt nach Pemberton führt uns durch viele Nationalparks mit lichten Wäldern, die vorwiegend aus grossen Eukalypten bestehen. Auf dem Gratis-Campingplatz „Big Brook Arboretum“ dürfen wir endlich wieder einmal feuern und backen bei dieser Gelegenheit auch gleich ein knusprig goldenes Brot. Der Waldlehrpfad durchs Arboretum zeigt verschiedene Bäume aus aller Welt, die in den Jahren 1929 – 1936 gepflanzt wurden und in der Zwischenzeit stattliche Grössen erreicht haben. Mit Cathy & Brian, einem älteren Ehepaar aus Perth, und einem jungen dänischen Pärchen sitzen wir am gemütlichen Lagerfeuer (und stinken nachher wie die Rauchwürstli).

Am Sonntag wandern wir trotz trübem und regnerischem Wetter um den Big Brook Stausee. Auf den gut 6 Kilometern werden wir von fröhlichem Vogelgezwitscher begleitet und bunte Blumen leuchten rot, violett und gelb am Wegrand.

Das nächste Ziel ist der 61 Meter hohe „Gloucester Tree“, einer von drei Karri-Bäumen, auf deren Wipfeln in den 1930 und 40er Jahren Feuer-Ausschau-Plattformen gebaut wurden um Waldbrände zu erkennen. Gemäss unserem Reiseführer ist dies der höchste der drei Bäume, die bestiegen werden können – als ich jedoch nach dem eindrücklichen Ausblick von oben wieder unten ankomme erzählt mir Peter, es gebe einen noch höheren, 78 Meter, ganz in der Nähe und dort führen wir jetzt hin. Ich kann schon nach der ersten Besteigung kaum mehr gehen, doch ich wollte ja unbedingt den höchsten Baum beklettern und deshalb heisst es: Hin zum Warren Nationalpark und den „Dave Evans Bicentennial Tree“ auch noch hochsteigen. Bei schönem Wetter kann man bis 40 km weit sehen, heute ist es jedoch feucht und dunstig, die Sicht deshalb auf vielleicht 10 – 15 km beschränkt – trotzdem komme ich mir vor wie auf dem Gipfel der Welt, hoch über den Baumkronen der Karri- und Jarrahwälder und geniesse dieses spezielle Gefühl unheimlich. – Tja, und so total untrainiert wie ich bin kommt halt am nächsten und übernächsten Tag das grosse Jammern: So stark Muskelkater, dass ich kaum mehr gehen kann.

Mitten in Walpole gibt es entgegen den Angaben im Campingführer keinen Gratis-Uebernachtungsplatz, bei Zuwiderhandlung wird sogar eine Busse von $ 1000 angedroht. Weil uns der Rastplatz etwa 14 km östlich nicht gefällt fahren wir zu einem schönen Campingplatz, wo wir uns wieder einmal eine heisse Dusche genehmigen und erst noch Bücher austauschen können.

25.10. Im “Valley of the Giants” im Nornalup Nationalpark wurde 1996 in luftigen Höhen ein “Tree Top Walk” erstellt. Ueber eine ausgeklügelte Konstruktion geht man bis auf 40 Meter Höhe, spürt den Wind und die Schwingungen, und erhält aus dieser Perspektive ein ganz anderes Bild vom Wald mit bis zu 60 m hohen Karri- und Red Tingle Bäumen. Auf dem „Ancient Tree Walk“ sehen wir die Baumriesen von unten und sind überrascht, dass einige hohl und ausgebrannt sind und trotzdem als stolze Bäume mit üppigen Kronen weiterleben können.

Nächster Halt: Albany. Die Sicht vom Mt. Melville Lookout ist ein bisschen trüb. Es ist auch furchtbar kalt und wir packen uns in die wärmsten Kleider. Als Fuss-Heizung am Abend dient der Transformator vom Laptop, der wird nämlich wunderschön heiss. Heute ein guter Grund um ein wenig länger zu „arbeiten“.

26.10. Albany ist die älteste Stadt im Südwesten und es gibt einige gut erhaltene alte Gebäude. Weil es immer noch kalt und bedeckt ist fahren wir nur schnell zum Mt. Clarence Lookout, von wo wir eine gute Rundumsicht auf die Stadt, den Hafen und den nahen Torndirrup Nationalpark haben. Auf dem Weg nach Esperance wählen wir die etwas längere Strecke durch den Stirling Range Nationalpark, wo man gut wandern kann. Doch Peter ist leicht erkältet und hat keine Lust sich bei diesen kühlen Temperaturen anzustrengen. Hinter den Bergen der Stirling Range wird das Wetter immer schöner, doch es ist der Landschaft auch deutlich anzusehen, dass es hier weniger regnet, satt grüne Wiesen weichen gelblich trockenen Feldern. Schaffarmen wechseln sich ab mit Getreidefarmen, dazwischen gibt es auch immer wieder Naturreservate, Staatswälder und einige Rinder- oder Milchfarmen.

Nach der 500 km Etappe erreichen wir Esperance um 17.45 Uhr. Auf dem Campingplatz gibt es eine kleine warme Küche und wir benutzen die Gelegenheit, unser Nachtessen vor Wind und Kälte geschützt zuzubereiten und zu verspeisen.

Mittwoch, 27.10. Vom Rotary Lookout in Esperance sehen wir bereits den Frenchman Peak im Cape Le Grand Nationalpark, den wir gegen Mittag besteigen. Der Berg selber ist ein nicht sehr schöner rauer Fels und der Weg führt steil über glatte Granit- und Gneissplatten bis auf den Gipfel. Der Aufstieg auf den 262 Meter hohen Berg lohnt sich vor allem wegen dem eindrücklichen Blick durch das natürliche Fenster, einer grossen zum Meer hin offenen Höhle.

Bereits um halb eins richten wir uns auf dem direkt am Meer gelegenen Le Grand Campingplatz ein und haben wieder einmal Zeit zum Schreiben, Lesen, Fotos beschriften…

28.10. Es ist schon am frühen Morgen angenehm warm und der Wind bläst nicht mehr so zügig wie noch gestern. Thistle Cove, Lucky Bay und Rossiter Bay haben wunderschön weisse feine Sandstrände und dieses unbeschreiblich türkisblaue glasklare kalte Wasser. An der Lucky Bay tummeln sich drei Kängurus am Strand und sie lassen uns genügend Zeit, zu filmen und fotografieren.

Seit heute wissen wir, was eine Fliegenplage ist; hunderte dieser schwarzen aufsässigen Insekten begleiten uns auf dem Aufstieg zum Hügel nahe des Campingplatzes. Weil es keinen Wanderweg gibt, der zuoberst auf den Gipfel führt, bleibt er für uns leider unerreichbar, da der dichte Busch kein Durchkommen zulässt.

Der Campingplatz ist fast leer und unsere Nachbarn Helmut und Jan laden uns auf ein Gläschen Wein und einen Schwatz ein. Das Ehepaar (D/AUS) hat 21 Jahre lang ein Roadhouse mit Campingplatz geführt, das ganze vor zwei Jahren verkauft und ist seither auf Reisen.

Freitag, 29.10. Bereits morgens um 8 Uhr ist es 24°C warm, doch es bläst ein angenehmer Wind. Wir fahren zurück nach Esperance und von da über den 40 km langen touristischen „Great Ocean Drive“. Er führt entlang einer Küste mit schroffen Felsen, diesen blendend weissen Sandstränden und dem klarblauen Wasser, das unsere Blicke kaum von seiner Schönheit abwenden lässt. Dem Schweizer Pärchen Sonja und Hansruedi, das wir auf einem der vielen Aussichtspunkte begegnen, geht es gerade ebenso bei diesem paradiesischen Anblick.

Ueber der 10 Mile Beach wurden 1993 neun Windräder mit je 225 kW Leistung erstellt und im Jahre 2003 wurden auf den Hügeln der 9 Mile Beach sechs weitere Windgeneratoren mit je 600 kW Leistung gebaut. Die jährliche minimale Durchschnittswindstärke beträgt 7.5 m’/Sek, d.h. 27 kmh. Die beiden Windfarmen decken zusammen 22 % des gesamten Energiebedarfs von Esperance und Umgebung.

Auf dem Campingplatz treffen wir ein weiteres Schweizer Paar: Annemarie und Georg haben für 10 Wochen einen Buschcamper gemietet und wir tauschen Reise-Erfahrungen aus. Sie spendieren einen süffigen Shiraz und wir sitzen bis 9 Uhr beisammen. Als Tüpfli auf dem i schenkt uns Annemarie eine echte Schweizer Schoggi, die sie von zuhause mitgenommen hat, mmmh schmeckt die fein! En ganz liebe Dank Euch beiden.

30.10. Nach einem kurzen Schwatz mit Annemarie und Georg starten wir bei schönstem Wetter um 08.30 Uhr direkt Richtung Norden, wo wir am Montag in Kalgoorlie unsere Reifen ersetzen und den Kühlschrank-Thermostat reparieren lassen werden.

Um die Mittagszeit passieren wir das 1000 Seelen Dorf Norseman, wo sich der Abzweiger durch die Nullarbor Plain befindet. Auf dem Eyre Highway sind es 1'986 km bis Adelaide, doch wir fahren vorerst die knapp 200 km auf dem Coolgardie-Esperance Highway bis Kalgoorlie.

Auf dem Campingplatz treffen wir unverhofft wieder auf Sonja & Hansruedi, mit denen wir uns ganz interessant unterhalten und bis spät am lauen Abend zusammensitzen.

Sonntag, 31.10. Nachdem am frühen morgen ein paar Regentröpfli fallen, ist der bedeckte Himmel plötzlich innert Minuten stahlblau. Am Nachmittag unternehmen wir eine kleine Stadtrundfahrt mit Aussicht über die Stadt vom Mt Charlotte sowie vom neuen Lookout in den „Superpit“, ein riesiges Loch, wo Gold abgebaut wird.

Morgen werden wir eine Zeitung kaufen, die Wetterprognose sowie die Temperaturen in Alice Springs anschauen und dann entscheiden ob wir wirklich via Laverton, Warburton über den Central Desert Highway zu den Olgas und zum Uluru fahren werden. Wenn unsere Weiterreise ohne Zwischenfälle verläuft werdet ihr etwa Mitte November erfahren, welche Route wir tatsächlich gefahren sind.

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