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2009/2010
Brasilien

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19. - 27. Februar 2010

Freitag, 19.02.2010 – Im Hof von Girassolidario, Campo Grande
Beim kurzen Besuch in der Schreinerschule lernen wir zwei der Lehrlinge, Jonací und Lukas, persönlich kennen. Jonací ist das beste Beispiel eines Jungen, der direkt vom Müll ins Schreinerprogramm aufgenommen wurde und es geschafft hat, die Anforderungen der 3jährigen praxisnahen Lehre zu erfüllen.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Vreni und Fredi bei Wäsche waschen und Plaudern - wir haben einander viel zu erzählen.

Bei Stefan im Hinterhof gibt es eine Feuerstelle wo wir die mitgebrachten „Schweizer Cervelat und Bratwürste“ und eine feine Picanha grillen dürfen. Vreni brät Kartoffel-Würfeli dazu und verwöhnt uns mit Tomaten- und Gurkensalat. Sueli bereitet Reis zu, das in Brasilien auf jeden Tisch gehört, sie kocht es mit reichlich Knoblauch.

Das Schreiner-Projekt von Girassolidario

Von der Müllhalde zum Profischreiner
Aus hartem Holz geschnitzt sind sie - die Jugendlichen, die die Aufnahme ins jüngste Girassolidário-Projekt "Meine Zukunft - Schreiner mit Köpfchen" geschafft haben. Sie alle sind geprägt vom harten Kampf ums Überleben in den Favelas, aber sie haben für sich und ihre Familien die Entscheidung getroffen, ihre Zukunft nicht dem Zufall zu überlassen, sondern sich aktiv für ihren Ausstieg aus dem Elend einzusetzen. Das Projekt, das zukünftig permanent 40 Jugendlichen aus den ärmsten Schichten Campo Grandes die Chance auf eine fundierte Berufsausbildung und auf ein Leben in Eigenverantwortung bietet, startete am 3. September 2007 mit den ersten sechs Schreinerlehrlingen.

In Campo Grande wächst alles schneller. Leider auch das Elend
Während im Bundesstaat Mato Grosso do Sul im zentralen Westen Brasiliens, die Agrarwirtschaft boomt, leben in dessen Hauptstadt Campo Grande rund 40'000 Kinder und Jugendliche in Abhängigkeit von Regierungsprogrammen, die gerade mal einen Teller Reis und Bohnen pro Tag sicherstellen, die aber vor allem weder Würde noch Eigenverantwortung vermitteln. Den Zusatzverdienst zum Überleben suchen sich die Familien auf dem städtischen Müll, durch Gelegenheitsarbeiten oder in der Prostitution, in der Regel unter Miteinbezug ihrer Kinder.

Die Elendspirale dreht sich weiter... vor allem für Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche sind die Verlierer bei dieser menschenunwürdigen Suche nach dem Überleben. Denn der frühzeitige Ausstieg aus der Schule, bedingt durch die Existenznot der Familien, hat fatale Folgen für ihre Zukunft: Bildungsdefizite und Verwahrlosung verhindern jede Chance auf einen Ausstieg aus dem Elend und ebnen den Weg in die Kriminalität und Prostitution.

Ein Projekt, das Schule macht
Das Projekt ESCOLA PAU-BRASIL oder zu Deutsch MEINE ZUKUNFT –SCHREINER MIT KÖPFCHEN will diesen Missständen, die in krassem Widerspruch zur UNO-Konvention über die Rechte von Kindern und Jugendlichen stehen, nachhaltig entgegen wirken. Mit einer ganzheitlichen Berufsausbildung nach schweizerischem Vorbild, jedoch unter Respektierung der brasilianischen Kultur, wird bei voller Besetzung permanent 40 Jugendlichen die Chance auf eine lebenswerte Zukunft gegeben.

Mehr über Girassolidario unter www.girassolidario.ch

Samstag, 20.02.2010
Stefan fährt mit der Sozialarbeiterin Betina nach Ribas de Rio Pardo, wo Girassolidario vor sieben Jahren mit dem Projekt für Köhlerfamilien gestartet hat. Sie laden uns ein mitzukommen, damit wir einen Einblick in ihre Arbeit erhalten.

Im Gemeinschaftszentrum sind fast fünfzig etwa 14jährige Kinder versammelt, die heute mit ausgebildeten Mitarbeiterinnen das in diesem Alter sehr wichtige Thema Sex behandeln.

Betina und Stefan wollen einige der fünfzig Familien, die mit im Programm sind, besuchen (und kontrollieren). Dass wir sie begleiten, um einen kleinen Einblick in ihre Arbeit zu erhalten, scheint für niemanden ein Problem darzustellen.

Ein Merkmal der ärmsten Familien, die in den Favelas (Armenvierteln) leben, sind sehr viele Kinder. Bei der ersten gibt es etwa deren vierzehn. Die Frau hätte insgesamt 15 Kinder geboren und von den Anwesenden seien zwei ihre Enkel - aber so ganz genau blickt hier kein Aussenstehender durch. Der Vater ist vor eineinhalb Jahren von einem Lastwagen gestürzt und sein Rücken wurde so schwer verletzt, dass er seither nichts mehr heben darf und deshalb nicht mehr Arbeiten kann. Er ist gerührt über den Besuch und als wir gehen hat er Tränen in den Augen. Die Perspektiven für einen Analphabeten sind schlecht und bis er eine Invaliden-Rente kriegen wird kann es Jahre dauern. Wir haben einen Sack alte Kleider mitgenommen und die Mutter freut sich riesig über die Sachen für ihre Kinder. Einen regelrechten Luftsprung vollführt sie ob der neuen Stoffschuhe, die noch immer ein Verkaufsschild tragen.

Die zweite Familie hadert mit einem anderen Schicksal. Der Mann ist vor gut drei Monaten an Krebs gestorben und hat seine Frau mit zwölf Kindern allein gelassen. Er hätte immer gesagt, er wolle eine Fussballmannschaft. Es wurde eine gemischte, inklusiv einem Auswechselspieler. Sie wohnen am (braunen) Fluss und haben kürzlich Quellwasser erhalten. Dies gibt der Frau die Möglichkeit, für andere Leute zu waschen und ein paar Groschen zu verdienen.

Bei der dritten Familie scheint etwas nicht ganz in Ordnung zu sein. Der Familienvater arbeitet in der Köhlerei und die Frau wohnt mit ihren mindestens sechs Söhnen in einem neueren Häuschen. Die Sozialarbeiterin Betina hat ein feines Gespür und stellt fest, dass das eine paar Schuhe ein bisschen gross geraten scheint. Es stellt sich heraus, dass die Frau einen Freund hat und dieser in ihrem Bett liegt. Zwar ist der abwesende Ehemann, gewalttätig wenn betrunken, und ihr Fremdgehen nur allzu verständlich. Sie wird beraten, den Kindern gegenüber etwas diskreter zu sein. Fürs weitere Verbleiben im Projekt ist dies jedoch nicht ausschlaggebend, dafür gibt es wichtigere Kriterien: Küche und „Bad“ sollten sauber sein, damit sich nicht Ungeziefer oder die Dengue-Mücke vermehren können. Im Trog steht ein Haufen schmutziges Geschirr, der Inhalt der Kochtöpfe auf dem Herd regt den Appetit nicht eben an und seit der Reinigung der Toilette ist auch schon ein Weilchen vergangen. Deshalb wird die Frau ermahnt, sich ihrer Kinder zuliebe an die minimalen Regeln zu halten, um nicht vom Programm ausgeschlossen zu werden.

Die vierte Familie ist ausgeflogen, auf unser Klatschen antwortet niemand, doch zwei der Kinder kommen eben mit dem Rad die Strasse entlang und unterhalten sich kurz mit der Sozialarbeiterin.

Die fünfte Familie hat es ebenfalls vorgezogen, heute nicht zuhause zu sein. Ihre Hütte ist mit einem Vorhängeschloss gesichert und wir brauchen uns nicht zu bemühen.

So bleibt noch Zeit, das „Waisenhaus“ zu besuchen. Von den acht Kindern sind zwar nicht alles richtige Waisen, einige von ihnen sind einfach nicht mehr gewollt und niemand schaute mehr zu ihnen. Hier werden sie von vier Frauen liebevoll betreut - zwei arbeiten tagsüber und zwei immer nachts.

Sonntag, 21.02.2010
Der Höhepunkt des heutigen Tages ist zweifellos der Besuch in der Favela bei Suelis Eltern, wo sich die ganze Familie zu einem von Vreni und Fredi spendierten Churrasco (Grillfest) mit Bier trifft. Die für 15 Personen berechneten 4.5 kg „Contrafilet“ reichen nicht aus, weil sich um die 20 Leute versammelt haben. Deshalb kauft Stefan spontan noch sechs grosse Pouletschenkel und einen weiteren Braten dazu. Die Mutter, Maria, liebt Kinder über alles und so ist es nicht erstaunlich, dass es hier viele davon gibt. Ihre eigenen sind schon fast alle erwachsen. Lediglich die jüngste, Susana, sollte noch zur Schule gehen. Doch das hat sie zumindest im letzten Jahr nie getan. Sie hat zwar regelmässig am Vormittag das Haus verlassen, doch zum Unterricht ist sie nie erschienen. Das ist auch der Grund, weshalb sie inzwischen drei Mal hintereinander die Anforderungen der immer gleichen Klasse nicht erfüllt und die entsprechenden Tests nicht bestanden hat. Doch sie hat einen Freund und das scheint ihr wohl wichtiger zu sein. Marias kleinste Enkelin ist knapp drei Monate alt und hat bei ihrer Geburt nur gerade 1.7 kg gewogen. Das zerbrechliche Geschöpf wird von seiner Mutter in ein Tuch gehüllt und dann ab auf das Motorrad, welches vom eitlen „Vater“ gesteuert wird – es wird nämlich gemunkelt er sei gar nicht der Erzeuger, aber wen kümmert’s? Ihn scheinbar gar nicht, denn er will unbedingt ohne Helm aufs Foto mit der Kleinen. Er selber hat ja noch mit zwei anderen Frauen drei Kinder.

Und dann gibt es da noch zwei Hochschwangere mit Geburtsterminen am 2. und 12. April. Beide Väter sind Marias Söhne, der eine von ihnen verdient seinen Lebensunterhalt auf dem Müll. Zwei Söhne und eine Schwiegertochter arbeiten für wenig Lohn zwölf Stunden täglich, sechs Tage die Woche, bei tiefen Temperaturen in der Schlachterei.

Die Lebensumstände sind für unsereiner absolut undenkbar, obwohl es Suelis Familie dank Stefan „gut geht“. Es gibt zwar einen Fernseher, doch die Polstergruppe vom Müll ist einfach mit einem hübschen Tuch abgedeckt. Dass es einige mit Plastikschnüren bespannte Stühle gibt, ist fast so etwas wie ein Privileg.
Die Wäscheleine besteht aus einem Stacheldraht (vom Müll) - so erübrigen sich auch gleich die Wäscheklammern!

Sueli und einer ihrer Brüder sowie die kleinen Kinder tanzen zu mitreissender Musik. Der CD-Player musste vorgängig „repariert“ werden und die selbst gebastelten Lautsprecher tönen einwandfrei.

Weil es für so viele Leute nicht genügend Teller gibt isst eine von Suelis Schwestern aus einem alten pinkfarbenen Glacekübel währenddem ein Bruder gewohnheitsmässig seinen blechernen Kochtopf mit Reis, Bohnen, Mandioka und Fleisch gefüllt hat.

Um ganz ehrlich zu sein: Ich habe nicht überall genau hingeschaut, aber die blitzblanke Chromstahl-Spüle ist mir einfach ins Auge gestochen. Auf persönliche Sauberkeit und das Erscheinungsbild wird, trotz ungeheurer Armut, sehr grosser Wert gelegt.

Fredi und Stefan haben ermöglicht, dass sich die Familie ein Badzimmer bauen kann und die Platten dafür besorgt. Den Ausbau müssen die Brüder jedoch gemeinsam vornehmen. Der Boden ist bereits gelegt – weisse Platten mit grauen Fugen, die nach dem Zuschneiden alle verschiedene Grössen aufweisen. Schön ist es nicht, vielleicht könnte man die willkürlich zusammengefügten Kacheln als „Kunstobjekt“ deklarieren. Aber es muss ja nicht schön sondern zweckmässig werden – obwohl, hoffentlich haben sie bei der unebenen Legeweise den Ablauf am richtigen Ort geplant.

Um halb zehn fahren wir mit Stefans Auto, das seit gestern eine Unmenge Wasser verliert zurück nach Vila Carvalho. Die zwei abgefüllten Getränkeflaschen helfen uns, nach Hause zu kommen. Mit dabei ist jetzt auch wieder Stefans Familie, Sueli, Grazieli und Amadeus - sie verbringen jeweils das Wochenende (Freitagnacht bis Sonntag) bei den Eltern/Grosseltern in den Favelas. Sie führen effektiv so etwas wie ein Doppelleben. Montag bis Freitag leben sie in einem besseren Quartier, besuchen Schulen, Ballettunterricht und die Universität um regelmässig am Wochenende wieder zu ihren Wurzeln zurückzukehren.

Montag, 22.02.2010
Arbeitsbeginn in der Schreinerschule ist um 07.00 Uhr, doch die Ausbilder sind geduldig. Einer der zu spät erscheint meint „Fredsch, nur 20 Minuten!“ (Fredsch ist die brasilianische Aussprache für Fredi). So beginnt denn die Sitzung mit neun Teilnehmern erst um 07.30 Uhr, nachdem bereits sämtliche Lehrlinge ein Auge voll vom Innenleben unseres Wohnmobils genommen haben. Die Hoffnung, dass die drei Fehlenden noch auftauchen würden hat sich inzwischen zerschlagen. Stefan eröffnet die Besprechung mit der Ermahnung zu Disziplin. Während einer guten Stunde werden wieder einmal alle bedeutenden Punkte hervorgehoben. Ganz wichtig ist den Ausbildnern die Sicherheit am Arbeitsplatz, denn allzu schnell könnte an den Schreinermaschinen zum Beispiel ein Finger abgetrennt werden.

Nach dem Gruppenfoto verabschieden wir uns und brechen auf nach Santa Helena. Doch leider erreichen wir das Städtchen heute nicht mehr und müssen auf einer Tankstelle übernachten, die wir als diejenige erkennen, wo wir bereits vor über zwei Jahren zusammen mit Marcel und Marie schon einmal gestanden haben.

Ja, und seit heute darf ich wieder normale Schuhe tragen. Fuss und Bein sind zwar noch geschwollen, aber ich freue mich riesig und es geht mir gut.

Dienstag, 23.02.2010 – Posto Itiparanga kurz vor Mercedes
Nur noch knappe 100 Kilometer trennen uns vom nächsten Zwischenhalt. Der Campingplatz der Stadt Santa Helena ist riesengross und sehr schön angelegt. Einmal im Jahr kann man hier einen ganzen Monat gratis campieren - rund um die „Semana Santa“ (Osterwoche) - dann ist der Platz voll. Jetzt sind wir beinahe die einzigen Gäste. Die Stadt ist nur zwei Kilometer entfernt, ideal um unsere Einkäufe mit dem Fahrrad zu tätigen.

Mittwoch, 24.02.2010 - Camping Municipal, Santa Helena
Heute fahren wir bereits am Vormittag in die Stadt, weil uns gestern die Mittagshitze doch ziemlich zugesetzt hat. Wir tun gut daran, denn kurz nachdem wir wieder auf dem Camping angekommen sind und die Fahrräder versorgt haben beginnt es heftig zu regnen. Die Wäsche haben wir schon vorsorglich im Unterstand aufgehängt, aber auch dort wird sie erst gegen morgen trocken.

Freitag, 26.02.2010 - Camping Internacional, Foz do Iguaçú
Der im “Centro recepcão de Visita de Itaipú“ (Tel. 3520-5252) gebuchte Besuch mit Einblick in die Zentrale und den Turbinenraum beginnt pünktlich um 09.00 Uhr. Bevor wir auf die zweistündige Führung gehen wird uns ein Film von 22 Minuten Länge mit englischen Untertiteln präsentiert. Die Erklärungen auf der Tour erfolgen in Portugiesisch und für das Deutsche Ehepaar und uns separat in Englisch, teilweise sogar in Deutsch.

Die technologische Entwicklung Paraguays ist mit den zwei großen binationalen Wasserkraftwerken eng verbunden: Itaipú - in Hernandarias (brasilianische Grenze) gelegen und als größtes der Welt erachtet – und Yacyretá, in Ayolas gelegen (an der Grenze mit Argentinien). Die Stromerzeugung ist neben der Viehwirtschaft und der maschinell betriebenen Landwirtschaft eine der bedeutendsten Wirtschaftstätigkeiten des Landes...

Itaipú Binacional ist der Name eines Wasserkraftwerkes und der dazugehörigen Itaipu-Staumauer sowie des Itaipu-Stausees am Paraná an der Grenze zwischen Paraguay und Brasilien. Itaipu bedeutet auf Guaraní „singender Fels“ und dieser Name stammt von der ehemals im Parana liegenden Insel mit dieser Bezeichnung.

Die Bauarbeiten: Das Kraftwerk ist ein Gemeinschaftsprojekt Paraguays und Brasiliens. Der Bau wurde 1975 begonnen und seit Mai 1984 gingen bis 1991 jährlich zwei bis drei Turbinen ans Netz. Im Jahre 2007 verkündete der brasilianische Präsident da Silva nach der Erweiterung um zwei Turbinen die Fertigstellung des Projekts.

Leistung: Die Gesamtkapazität des Kraftwerkes beträgt seit Ende Oktober 2005 14'000 Megawatt. Das Regelarbeitsvermögen bei einem Wasserdurchfluss von durchschnittlich 10.500 m³/s beträgt 95.000 Gigawattstunden jährlich. Der Statordurchmesser der Synchrongeneratoren beträgt 16 Meter. 2008 wurde mit einer Ausbeute von 94,68 Mio. Megawatt-Stunden die bis dahin höchste Realerzeugung eines Wasserkraftwerkes weltweit erreicht. Bereits zwei der 20 Turbinen haben bei voller Auslastung fast den gleichen Wasserdurchfluss (je 700 m³/s) wie die nahegelegenen imposanten Wasserfälle von Iguaçu.

Nutzung: Die auf der Seite von Paraguay befindlichen Generatoren erzeugen Drehstrom mit einer Frequenz von 50 Hz. Das brasilianische Netz arbeitet mit 60 Hz. Da der Großteil der in Paraguay erzeugten elektrischen Energie nach Brasilien exportiert wird, wird der Strom aus Paraguay erst in Gleichstrom umgewandelt und anschließend über eine Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) 850 km weit nach São Paulo transportiert, wo er auf 60 Hz umgewandelt wird.

Stausee und Staumauer: Bei normaler Stauhöhe wird der Paraná im Itaipu-Stausee auf eine Fläche von 1.350 km² und auf etwa 170 km Länge aufgestaut. Bei seinem maximalen Stauvolumen von rund 29 Milliarden m³ erreicht dessen Fläche sogar 1.460 km². Damit ist der See zweieinhalb mal so groß wie der Bodensee. Die dazugehörige Stauanlage - die Itaipu-Staumauer - ist 7.760 m lang und 196 m hoch.

Folgen: Insbesondere mit Blick auf die Veränderung der Umwelt werden bis heute die Kosten und Nutzen des Staudamms kontrovers diskutiert: Der sauberen Energieerzeugung durch Wasserkraft standen auch negative Aspekte gegenüber. Auch wenn die Relation zwischen dem Eingriff in die Natur und dem Nutzen aufgrund der enormen Menge der produzierten Energie bei Itaipu im Vergleich zu anderen Wasserkraftwerken günstiger ist, hat seine Errichtung die Umwelt irreparabel verändert. Einige Tausend Ureinwohner verloren ihre Heimat, insgesamt mussten etwa 40.000 Menschen - vor allem Guarani-Indianer - umgesiedelt werden. Für die Errichtung der Talsperre wurden große Flächen subtropischen Regenwaldes abgeholzt. Noch größere Flächen verschwanden ebenso in den Fluten wie auch die Wasserfälle „Sete Quedas“ bei Guaíra, die denen von Iguaçu nahezu ebenbürtig gewesen sind.

Am Nachmittag besuchen wir den Vogelpark, weil uns die Zeit für die Iguazu-Wasserfälle ein bisschen zu knapp erscheint und wir diese 2007 ja bereits gesehen haben.

Samstag, 27.02.2010
Nach 10823 unfallfreien Kilometern in Brasilien sind wir glücklich, dass wir auch in Bezug auf Kriminalität keine negativen Erfahrungen machen mussten, gibt es doch Touristen, die bereits an ihrem zweiten Reisetag den Verlust einer Goldhalskette und des dazupassenden Armbands zu verzeichnen haben.

Resümee: Brasilien ist anders als die übrigen südamerikanischen Staaten. Die Sprache macht den ersten grossen Unterschied, hinzu kommt die Grösse des Landes und die Lebensfreude der Brasilianer erscheint uns sehr ausgeprägt. An die enorm laute Musik können und wollen wir uns gar nicht erst gewöhnen. Ein Kofferraum voller Musikboxen ist nicht nur zur Zierde da sondern wird auch rege genutzt. So kommt denn gleich die ganze Nachbarschaft in den „Genuss“ der gespielten Klänge. Die Kriminalität ist höher als in den bisher bereisten Ländern. Wir haben uns jedoch immer wohl gefühlt, haben aber auch die nötigen Vorsichtsmassnahmen getroffen und z. B. unser Fahrzeug nie unbeaufsichtigt stehen lassen. Brasilien hat uns sehr gut gefallen und wir erinnern uns gerne an die wunderschönen Strände und die herzlichen Menschen.

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