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2013/2014
Nordamerika

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Safenwil - Hamburg

Für die bevorstehende Nordamerika Reise müssen wir das Wohnmobil verschiffen. Wir wählen die für uns einfachste Möglichkeit von Hamburg nach Halifax.

13. - 16. August 2013

13./14. August 2013
Unsere Reise beginnt also eigentlich bereits am 13. August mit der Fahrt von Safenwil nach Hamburg. Wir haben weder Esswaren noch Gas dabei und auch der Wassertank ist leer. Unterwegs übernachten wir auf dem Parkplatz des Gasthof Sauer und essen da ganz fein Znacht. Am Mittwoch treffen wir schon vor 10 Uhr beim Wohnmobilhafen (Stellplatz) in Hamburg ein. Die Empfangsdame lacht und sagt: Ah, Schuppen 48! Dort werden nämlich alle Wohnmobile nach Übersee verladen.

Danach treffen wir unsere lieben Hamburger Freunde Petra und Thomas, die uns zum Italiener in Wellingsbüttel einladen. Wir geniessen die kurze Zeit vor ihrer 6wöchigen Kreuzfahrt miteinander und hören begeistert was sie uns von ihrem neuen Haus in Schweden zu erzählen haben.

15. August 2013
Unser Tag beginnt um 06.15. Wir machen uns bereit und frühstücken in der nahen Schanzenbäckerei.

Mit Hilfe des GPS und der detaillierten Karten von Seabridge ist es leicht, den Terminal O'Swaldkai zu finden, wo die Frachtpapiere ausgestellt werden. Es ist acht Uhr als wir ankommen. Peter ist auf sich allein gestellt, denn es ist nur einer Person erlaubt ins Hafengelände hinein zu fahren um das Fahrzeug abzuliefern.

Ich warte derweil geduldig im Aufenthaltsraum des Hafengebäudes, wo allerhand Leute (Chauffeure) ein- und ausgehen. Dicke, dünne, untersetzte, "beturnschuhte", Schlappen-, Sandaletten- und Finkenträger, halt was so bequem ist für Nah- oder Fernfahrer...Richtige Schuhe doch auch ab und an, aber eher nicht. Schon früh morgens Düfte, die eher nach Feierabend riechen als nach einem Start in den neuen Tag.
…und plötzlich steht  er erwartungsvoll vor mir. Peter hat das Wohnmobil bereits seinem Schicksal überlassen. Die Wartezeit war kurz, es ist genau neun Uhr. 

Den Rest des Tages schlendern wir durch die Stadt, fahren mit U- und S-Bahn, besuchen die Landungsbrücken an der Elbe, wo wie immer viel Betrieb ist - Hafen City, wo eher weniger Betrieb, dafür rege Bautätigkeit herrscht.

Die U-Bahn zum Hotel fährt wegen einer Baustelle nur bis Langenhorner Markt. Gott sei Dank, wir wären wegen der falsch interpretierten Adresse doch glatt aus Versehen eine Haltestelle zu weit, bis Langenhorn Nord gefahren...
Um 06.30 bringt uns der Shuttle Bus in nur 5 Minuten zum Flughafen. Nach der Sicherheitskontrolle haben wir ausreichend Zeit zum Frühstücken und für "windowshopping". Ich finde eine ganze Reihe Bücher, die ich mir gelegentlich auf elektronischem Weg beschaffen will. Um 12.00 sind wir schon wieder zuhause in Safenwil. 

Am 2. September machen dann auch wir uns auf die Reise nach Halifax um am 4. September Wohnmobil und Motorrad wieder zu übernehmen.

KANADA

Die Kanadische Provinz Nova Scocia mit der Hauptstadt Halifax hat 922’000 Einwohner und misst 55'300 km2, ist also gut ein Drittel grösser als die Schweiz.

2. September 2013 - Waverley Inn, Halifax
Wir landen nach einem langen und am Ende ziemlich ruppigen Flug in Montreal. Unseren Weiterflug nach Halifax haben wir wohlweislich erst zweieinhalb Stunden später gebucht, denn Einwanderungs- und Zollkontrolle nehmen ziemlich viel Zeit in Anspruch. Der eineinhalbstündige Flug zum Ziel ist dann moderat und wir landen glücklich und müde an der Ostküste Kanadas.

Das Taxi bringt uns sicher, schnell und ohne Probleme ins Waverley Inn. Jetzt sind wir froh, dass wir nicht im letzten Moment noch ein Mietauto reserviert haben, denn in der Nacht würden wir uns ohne GPS sehr schwer tun, das 30 Minuten vom Flughafen entfernte im Stadtzentrum gelegene Hotel zu finden.

Das Waverley Inn ist das älteste Hotel der Stadt. Es wurde aufwändig und stilvoll renoviert. Unser Zimmer ist nur klein aber äusserst hübsch und wir werden sehr freundlich empfangen.

3./4. September 2013

Peter steht bereits um 05.00 auf, weil er nicht mehr schlafen kann. Im Frühstücksraum herrscht schon reger Betrieb, die Kanadier sind offensichtlich Frühausteher. Kurz nach acht ruft Peter unseren Bekannten, René, an. Wir haben von seinem Bruder in Alberta erfahren, dass er bei einem Kollegen in der Nähe von Halifax in den Ferien weilt. Sie vereinbaren, dass René am Nachmittag zurückruft, damit wir uns vielleicht irgendwo treffen können.

Wir arbeiten unsere Aufgaben-Liste ab: Info-Center, Shopping Mall, CAA.  Es regnet heftig und wir dürfen uns vom Hotel einen Regenschirm ausleihen, denn unsere „Knirpse“ sind im Wohnmobil – derzeit noch auf See. Meine ehemals wasserdichte Jacke ist nach einer Viertelstunde nur noch ein nasser Lumpen und beim Warten auf den Bus tropft es bereits aus den Ärmeln. Bei Peters vom Hotel ausgeliehenen Schirm knickt ein Stängeli ums andere und schon bald findet er auch allein unter dem zerfledderten Ding kaum mehr Schutz. So kaufen wir neben Socken, Zahnpasta und Unterwäsche im Walmart noch zwei neue Schirme, damit wenigstens Kopf und Kragen trocken bleiben.

Der nette Busschauffeur tut uns einen Gefallen und lässt uns lang vor der Haltestelle an der Strassenecke gleich gegenüber des CAA aussteigen. Dort werden wir grosszügig mit etwa 2 kg Karten, Reise- und Campingbücher für die nächsten vier Monate eingedeckt.

Nachdem die Einkäufe im Hotelzimmer deponiert sind und wir trockene Sachen angezogen haben essen wir im Thai & Vietnamesen-Restaurant „Ginger Grass“ an der Ecke ein feines Curry und machen uns frisch gestärkt auf den Weg in die Scotia Mall.

Ab und zu müssen wir kurz unterstehen, wenn ein allzu heftiger Regenschauer niedergeht, damit unsere Hosen nicht wieder triefend Nass werden, aber auf dem Heimweg erwischt es uns trotzdem nochmals übel und ich ziehe heute bereits das dritte Paar Socken und die dritte trockene Jacke an - wenn das nur nicht so weiter geht :(

Um fünf Uhr treffen wir uns mit Réne und seinem Freund Howard zum Nachtessen im Henry House, Restaurant & Pub und gehen dann noch auf einen Drink ins „The Triangle“ Pub, wo drei Musikanten irische Musik spielen.

Am Mittwoch gilt unser erster Besuch dem Spediteur Atlantic Custom Brokers. Joseph, der zuständige Mann, erklärt uns, dass die Papiere erst ausgestellt werden können, wenn unser Fahrzeug vom Schiff ist und die Inspektion durchgeführt wurde. Deshalb vereinbaren wir morgen Nachmittag nochmals hinzugehen um herauszufinden wie weit die Sache gediehen ist, resp. ob das Schiff überhaupt schon da ist. Denn nachher müssen wir noch zum Zoll und das Fahrzeug können wir nur bis 12.00 Uhr aus dem Hafen holen. Wenn es am Freitag nicht klappt müssen wir bis Montag warten. 

Wir schlendern bei zunehmend aufklarendem Wetter der "Halifax Waterfront" entlang und besuchen dann das Maritime Museum. 

Im Museum erfahren wir, dass am 6. Dezember 1917 eine riesige Explosion stattfand. Das auslaufende norwegische Schiff Imo rammte in voller Fahrt das französische Munitionsschiff Mont Blanc das mit hochexplosiver Pikrinsäure und TNT beladen war. Die Besatzung verliess das brennende Schiff und rettete sich in zwei Rettungsbote mit denen sie an Land ruderte und die konsternierte Bevölkerung mit sich von der Bedrohung weg in den Wald zog. 25 Minuten nach Brandausbruch detonierten die insgesamt 2925 Tonnen Sprengstoff und diese riesige Explosion tötete 1650 Menschen und verletzte weitere etwa 9000. Viele Gebäude wurden dabei vollkommen zerstört und weitere 6000 Leute wurden obdachlos.

05. September 2013
Die „Atlantic Cartier“, das Schiff mit unserem Wohnmobil, ist in Halifax angekommen. Dank marinetraffic.com sind wir auf dem Laufenden und haben jetzt Hoffnung, dass wir das Fahrzeug morgen tatsächlich abholen können. 

Am Vormittag machen wir mit dem "Harbour Hopper" eine 1stündige Stadt- & Hafenrundfahrt. Das ist ein 1 Millionen $ teures ursprünglich für die Armee hergestelltes und mit Haifischzähnen versehenes Amphibienfahrzeug, das den Touristenzwecken entsprechend umgebaut wurde. 

Heute Nachmittag, vor dem Besuch der Zitadelle, sprechen wir noch einmal beim Agenten vor, vielleicht weiss er jetzt schon etwas mehr. Leider nicht, aber wir bezahlen schon einmal die anfallende Gebühr von 150 $ und rufen ihn vor dem Feierabend nochmals an. Die Inspektion hat noch immer nicht stattgefunden und wir müssen weiter warten. 

06. September 2013
Um elf Uhr, nach drei Anrufen bei Joseph ist es klar: Wir werden unser Wohnmobil vor dem Wochenende nicht mehr aus dem Hafen kriegen, denn es hat sich noch nichts getan.

Deshalb mieten wir ein Auto um aus der Stadt herauszukommen und den südlichen Teil von Nova Scotia zu besichtigen. Dann fahren zum Hafen, wo wir ziemlich versteckt hinter den Containern von weit weg unser Fahrzeug erspähen. 

Um 14.00 Uhr sprechen wir, wie vereinbart nochmals bei Joseph vor: Endlich hat er die lang ersehnte Freigabe erhalten. Der nächste Gang  ist zum Zoll, das ist in schnellen 5 Minuten erledigt! Der zuerst fast etwas mürrische Beamte interessiert sich eher darum, was denn wohl mit Federer los sei. Wir wissen’s ja auch nicht und bedauern sein frühes Ausscheiden aus dem Turnier. So stempelt er zügig eines ums andere unserer Formulare und wünscht uns eine gute Reise. 

So können wir beruhigt ins Wochenende und zu unserer Rundreise starten, denn das erspart uns weitere Unsicherheiten am Montag früh.  

Kurz nach drei verlassen wir die Stadt Richtung Peggys Cove und finden bereits auf dem Weg dahin die nette "Big Lake Lodge", wo wir einchecken, und dann nach Peggys Cove und zum kleinen Swissair Memorial fahren . 

7. September 2013 - Big Lake Lodge nähe Peggys Cove
Früstück gibt es offiziell erst ab 08.30 Uhr. Das ist uns Frühaufstehern viel zu spät und deshalb bekommen wir dieses bereits am Vorabend aufs Zimmer geliefert, inkl. Kaffeemaschine & Toaster. So können wir schon kurz nach Sieben starten und die wunderschöne Morgenstimmung geniessen.

Wir besuchen das von Deutschen Auswanderern gegründete Lunenburg (UNESCO-Weltkulturerbe seit 1995) und schlendern im 1783 gegründeten Shelbourne der Hafenstrasse mit den uralten Gebäuden entlang. 

In Metegan River, nördlich von Yarmouth finden wir ein Hotel, das von Aussen zwar etwas heruntergekommen aussieht, aber über wunderschöne Zimmer verfügt. Nur zwei km weiter in Saulnierville gibt es das Restaurant "La cuisine Robicheau) in dem das feinste Seafood serviert wird. Mein gegrillter Haddock (Fisch) mit Muscheln ist so lecker, dass ich wohl noch lange davon träumen werde. 

8. September 2013 - Hotel Le Capitaine
“Old fishermen never die, they just smell that way” :)

Heute wird das Frühstück bereits ab 07.00 Uhr serviert und wir sind die ersten (der wenigen Gäste) im Speisesaal. 

Wir starten um 8 Uhr. Der Himmel ist bedeckt und wir haben keine Lust auf Spezialausflüge bei diesem Wetter. So fahren wir grösstenteils auf der Scenic-Route Nr. 1 und könnten schon vor Mittag in Halifax sein. Aber wir recherchieren noch ein wenig für Morgen, wenn wir mit dem Wohnmobil Gas auffüllen, einkaufen und den Campingplatz suchen müssen. Das ist gut so, denn einige Angaben von Seabridge sind nicht mehr ganz aktuell. 

Das Mietauto geben wir bereits um 14.00 Uhr zurück, weil wir es in Halifax wirklich nicht brauchen und morgen so oder so mit dem Taxi zum Hafen fahren werden.  Wir beziehen das Hotelzimmer und beschliessen im Kelvi's etwas zu essen. Leider ist das Seafood-Restaurant geschlossen und deshalb landen wir auf Umwegen im Restaurant "nîche", das zu unserem Hotel gehört. 

9. September 2013 - Four Points Sheraton, Halifax
KM-Stand vom Wohnmobil in Halifax: 111’400

Punkt 8 Uhr sind wir am Hafen um unser Wohnmobil abzuholen. Wir werden mit Besucherpässen versehen und zum Hafenbüro gefahren. Die beiden Chauffeure vor uns benötigen eine Weile und wir warten wieder einmal geduldig, bis wir an die Reihe kommen. 

Um neun haben wir zwar das Wohnmobil inspiziert - alle Sicherheits-Siegel waren noch intakt - aber zum Wegfahren muss noch ein Schiffstraktor aus dem Weg gestellt werden (obwohl wir eigentlich auch rückwärts ausfahren könnten). Doch es ist nicht angesagt, dem sehr hilfsbereiten Personal zu widersprechen. 

Inzwischen erhalten wir noch die Adresse von Canadream, wo Gasflaschen gereinigt werden können. D.h. dass man sie vielleicht auch dort füllen könnte. 

Um zehn tanken wir Diesel und setzen dann das GPS in Betrieb. Dieses führt uns direkt vor das Tor der gesuchten Firma.   

11.45: die Gasflaschen sind voll! Bei Canadream (motorhome Rentals) durften wir auf dem Platz die Flaschen umfüllen.

Die Einkaufstour dauert 1 1/2 Stunden und es gibt nur wenig, das uns noch fehlt, z.B. Zucker. Am liebsten möchten wir nur 500 Gramm, doch die bisher kleinste Packung wiegt 2 kg. Beim Mehl haben wir dann halt 2.5 kg Säcke genommen - was solls, dann backen wir halt ein wenig öfter ;)

Am Nachmittag kommen wir auf dem Campingplatz ins Gespräch mit Barry & Candy. Sie laden uns zu einem Glas Wein ein und wir führen interessante Gespräche. An ihrem letzten Reisetag haben sie ein paar Esswaren die sie gerne verschenken möchten und die wir, gerade erst angekommen gerne dankend annehmen. 

10. September 2013 - Shubie Campground, Dartmouth
Wir fahren nach Süden, Südosten, der Küstenstrasse entlang, machen ab und zu einen Abstecher zu viel und landen dann auf einer Landzunge von wo wir wieder irgendwie zurück auf die Hauptstrasse Nr. 7 finden müssen.

Am heutigen Ziel, Sherbrooke, entscheiden wir uns für den schöner gelegenen Campingplatz am nahen See, wo wir nach dem Essen noch einen Marsch um eben dieses Gewässer herum machen können. Das anschliessende Speedball-Spiel bringt uns etwas ausser Atem und für mich ist klar, dass wir unverzüglich unser Fitnessprogramm starten müssen. Doch das Wetter spricht vorerst noch dagegen…

11. September 2013 - Nimrod Campground, Sherbrooke
Wir sind heute die ersten Besucher im Sherbrooke Village, einem sozusagen „lebenden Museum“. Um die 30 Häuser aus dem 19. Jahrhundert wurden erhalten, restauriert und ihn ihnen werden die alten Handwerkstraditionen aufrechterhalten. In der Schmiede werden antik wirkende Werkzeuge oder Türgriffe hergestellt. In der Druckerei wird uns die Herstellung eines Drucksatzes genau erklärt und vorgemacht. Diese Säge funktioniert nur auf Zug und Peter wird nach getaner Arbeit gelobt: „It was a pleasure to work with you“ - es war eine Freude mit dir zu arbeiten. Gut gemacht! Im Nähatelier werden Anzüge aus den 1870er Jahren geschneidert. Die Herstellung eines dreiteiligen Herrenanzugs dauerte damals eineinhalb Wochen und kostete 11 Dollar und 50 Cents.

Die Sägemühle liegt etwas ausserhalb des Museums-Dorfes und gleich dahinter ist ein hübscher kleiner Campingplatz. Das passt uns gut, denn wir mögen heute nicht mehr weiter reisen.

12. September 2013 - St. Mary’s River Campground, Sherbrooke
Die nächste Station ist Baddeck. Nach dem Spaziergang durch das Städtchen besuchen wir das Alexander Graham Bell Museum. Wir kennen Bell als Erfinder des Telefons und erfahren erst jetzt, dass er auch noch in ganz anderen Richtungen forschte. Er war ein äusserst vielseitiger Mensch und eigentlich als Sprachtherapeut und Taubstummenlehrer tätig. Daneben entwickelte er Drachen und Flugzeuge, das Audiometer zum Messen der Gehörleistung, vollzog jede Menge wissenschaftlicher Experimente, deren Resultate viele Impulse gaben und die zu wichtigen Entwicklungen führten.

Auf dem Campingplatz treffen wir Angela und Ueli aus dem Baselland, die hier ein Cottage gemietet haben. Sie sind insgesamt drei Wochen mit dem Mietwagen unterwegs und haben schon viel gesehen. Wir tauschen bisher Erlebtes aus und geniessen den milden Sommerabend bei einem Gläschen Wein.

13.09.2013 - Adventures Campground, Baddeck
Wir machen uns kurz nach neun auf den Weg auf eine neblige Herbstfahrt und folgen dem „Cabot Trail“. Der Nebel wird im Moment immer dichter und ausser Wald rechts und links der Strasse sehen wir nicht grad viel, nicht einmal irgendwelche Viecher. Elchen und Bären dürfte es hier wohl eher zu laut sein.  „Ski Cape Smokey“ - wir trauen unseren Augen nicht, ein Skilift direkt ab Meereshöhe. In Halifax hat man uns doch gesagt es gebe nicht viel Schnee, vielleicht ist das in Ingonish schon ganz anders? Kurz darauf kommt schon der Cape Breton Highlands Nationalpark, wo wir gleich auf dem ersten Campingplatz unsere "Zelte" aufschlagen und - endlich - Radfahren resp. joggen können. Gegen Abend wandern wir in ca. 1 1/2 Stunden um den Lake Warren in der Hoffnung einen Elch oder einen Bären zu sehen, doch ausser einem Eichhörnchen und ein paar Vögeln ist gar nichts auszumachen. 

Am Abend backen wir vier feine Brote und schauen zufrieden auf einen gelungenen Tag zurück. 

14.09.2013 - Breton Highlands NP Campground bei Ingonish
Wildtiere sieht man oft, wenn man sie am allerwenigsten erwartet. Heute springt plötzlich eine erschrockene Elchkuh das Strassenbord hinauf als wir herannahen.  Die heutigen Wanderungen (4) im Cape Bretons Highland Nationalpark sind sehr verschieden und auf der längsten (Skyline) werden wir mit unserem bisher schönsten Motiv, einem prächtigen Elch, belohnt. Dieser liegt zwar mitten auf dem Weg, den wir eigentlich wandern wollten, doch einem solchen Prachtskerl lassen wir gern den Vortritt und gehen halt auf dem gleichen Pfad wieder zurück. 

Heute nächtigen wir am Parkausgang bei Chéticamp.

15. September 2013 - Breton Highlands NP Campground vor Chéticamp
Das Wetter ist, entgegen den eigentlich sehr guten Vorhersagen, heute früh noch ziemlich bedeckt und es fallen sogar vereinzelte Regentropfen. So legen wir fast dreihundert Kilometer zurück, obwohl wir es doch gar nicht eilig haben. Ausser dem Mabou Farmer’s Market und dem Cape George Leuchtturm haben wir keine speziellen Ziele. Wir könnten eigentlich einmal frei übernachten, denn wir brauchen keinen Strom, müssen nicht entsorgen und hätten einfach Lust, irgendwo zu stehen. Doch wo wir zu suchen beginnen scheint alles privat zu sein - überall steht ein Briefkasten oder ein Schild mit der Aufschrift „no trespassing“ und in den Häfen sind Campingverbotstafeln angeschlagen. Na dann halt nicht. Dafür finden wir den bisher allerschönsten Campingplatz „Cranberrie Campground“, machen unser erstes Campfeuer für saftige Rindssteaks und ein knuspriges Brot und erleben als Abschluss einen phänomenalen Sonnenuntergang in den kräftigsten Farbtönen.

16. September 2013 - Cranberry Campground
Bisher etwas unentschlossen ob wir Prinz Edward Island überhaupt bereisen sollen oder nicht entscheiden wir uns heute früh dafür. In Pictou machen wir einen Mittagshalt, erkunden das Städtchen, das unter den Schottischen Einwanderern als Geburtsstätte von Nova Scotia gilt, und schaffen es dann locker auf die 14.45 Uhr Fähre von Caribou nach Wood Islands. Auf der 75minütigen Überfahrt erreicht uns eine Regenfront und beim Ausschiffen strömt es schon so heftig, dass wir beschliessen sofort den Campingplatz aufzusuchen und erst morgen – hoffentlich bei strahlendem Sonnenschein – die Route zum Leuchtturm anzufahren, weil man ja jetzt sowieso nicht viel sieht.

Zum Nachtessen machen wir eine Pizza und damit schlagen wir gleich zwei Fliegen auf einmal: Erstens gibt es ein feines Essen und zweitens wird unsere „Stube“ schön warm ;)

Prince Edward Island ist 5’680 km2 gross, hat 140'000 Einwohner und die Hauptstadt heisst Charlottetown.

17. September 2013 - River RV Park, Murray River
Tatsächlich herrscht heute früh strahlender Sonnenschein und wir freuen uns auf den Points East Coastal Drive.

Der Leuchtturmwächter vom Cape Bear Lighthouse, Thomas Barlett, war der erste, der 1912 das Notsignal der sinkenden Titanic hörte. Im Hafen von Montague halten wir Mittagsrast, nachdem Peter unser Elektrokabel mit dem soeben im Hardware Store erworbenen Amerikanischen Stecker versehen hat.

Die Nacht möchten wir im Red Point Provincial Park, nördlich von Souris verbringen. Dieser ist zwar offen, doch das Campieren ist ab 15. September nicht mehr erlaubt. Sehr schade, es wäre schön und ruhig da! 15 km weiter, in Campbell Cove an der Nordostküste, finden wir auch einen Superplatz - und da sind wir verständlicherweise dann auch nicht mehr ganz so allein wie gerade eben. 

18. September 2013 - Campbell Cove
Als erstes besuchen wir natürlich wieder einen Leuchtturm, diesmal steht er am östlichsten Punkt von Prinz Edward Island, da wo die Strömungen von St. Lawrence und Northumberland Strait aufeinander treffen. Das East Point Lighthouse wurde 1867 800 Meter vom heutigen Standpunkt entfernt gebaut. 1885, drei Jahre nach dem Untergang des britischen Kriegsschiffes Phoenix, wurde es verschoben und aufgrund der Erosion wurde es 1908 an seine heutige Position gestellt.

In St. Peter's gibt es nicht sehr viel zu sehen, aber wir kaufen frischen Haddock  (Fisch),  feine Scallops (Muscheln)  und kräftigen Rauchlachs zum Znacht resp. Lunch. 

Der Hauptstadt Charlottetown am nächsten finden wir den Vista Bay Camping vom Golfplatz in Alexandra. Dieser erscheint uns auf den ersten Blick nicht spektakulär, aber auf den zweiten Blick, als wir uns positioniert haben, entscheiden wir spontan, gleich zwei Tage zu bleiben, weil die Aussicht und die Lage sensationell sind.

Am Nachmittag fahren wir mit dem Motorrad nach Charlottetown um uns ein wenig umzuschauen und zu informieren. Im Hafen liegen zwei Kreuzfahrtschiffe und in der Altstadt herrscht reger Betrieb. Wir fahren hinaus bis zum Walmart, vorbei an all den riesigen Einkaufszentren und im Feierabend-Verkehr wieder zurück. Der Verkehr gefällt mir hier nicht sonderlich. Zwei Unfälle, ein von einem Auto angefahrener schwer verletzter Velofahrer, und zwei arg verbeulte Autos mit einem am Boden sitzenden Verletzten stimmen mich etwas nachdenklich.

19.09.2013 - Vista Bay Golf Course, Alexandra
Heute jogge ich auf dem Golfplatz, überall dem Rand entlang, Hügel rauf und Hügel runter. Nach dreieinhalb Kilometern ist die Luft draussen und ich bin - natürlich noch nicht wieder oben. So marschiere ich halt den letzten Hügel hinauf, denn ich will mich ja nicht quälen, sondern einfach nur etwas fit halten.

Mit einem gedruckten Stadtführer ;) besichtigen wir die Altstadt von Charlottetown, der Hauptstadt von PEI mit etwa 30'000 Einwohnern. Sehenswert sind die alten farbigen Provinzhäuser an der George Street, die St. Dunstan’s Basilica, eine von Kanadas grössten Kirchen mit zwei Gothischen Türmen und eines der elegantesten Häuser der Insel, das in 1877 für James und Edith Peake erbaute Beaconsfield. Es ist ein schönes Beispiel der Viktorianischen Architektur.

Brenda & Dan von BC., unsere Campingnachbarn mit einem Mercedes 3500 RV mit Auszug, bieten uns Heidelbeerwein aus Neufundland an. Sie reisen auch nach Florida. Doris & Leo, ebenfalls aus BC, reisen nach Kalifornien. Pete sowie ein anderer Dan und seine Frau gesellen sich dazu und geben uns viele interessante Tipps für unsere geplante Weiterreise. 

20. September 2013
Entgegen des hervorragend prognostizierten Wetters ist es schon am frühen morgen windig und bedeckt - kalt auch dazu. Wir heizen besser ein wenig während der Fahrt.

Vor dem Abzweiger auf die Route 6 nach Bedford läuft ein Fuchs über die Strasse, der Fotopparat liegt im Schlafmodus auf dem Sitz, und das Tierchen verschwindet im nächsten Garten.

In den Prince Edward Island Nationalparks Brackley-Dalvay und Cavendish gibt es sehr schöne Radwege, doch das garstige Wetter lädt nicht wirklich zum Radfahren ein. Deshalb suchen wir schon früh den einzig noch geöffneten Campingplatz in Cavendish auf. Dort werden wir von Colette und ihrem Sohn Fynn (20 Monate) ganz fröhlich auf schweizerdeutsch empfangen. Als sich noch Markus dazu gesellt steige ich auch aus, denn das "schweizerische Treffen" könnte , so scheint es, doch etwas länger dauern. Sie sind mit einem Mietwohnmobil von Canadream unterwegs und haben offensichtlich ein Problem mit der Gasversorgung, resp. der Heizung. Kurz vor der Abfahrt stellen sie dann fest, dass gar nichts mehr geht. Der Kühlschrank ist ausgestiegen und der Kochherd geht auch nicht mehr. Ob noch Gas im Tank ist können sie nicht überprüfen, weil die Anzeige nicht funktioniert. Sie nehmen mit dem Vermieter Kontakt auf und werden bei einem 40 km entfernten Händler zur Überprüfung der Angelegenheit angemeldet. 
Wir laden sie in unsere "warme Stube" zu einem Teller Suppe ein, bevor sie sich auf den Weg machen. 

Peter wollte heute Radfahren, doch bei nur 12°C und bedecktem Himmel macht ihn das überhaupt nicht an. So beschliesst er, mit mir zu joggen, obwohl ich mein Pensum gestern absolviert habe, aber was solls.., wenn er schon mal läuft bin ich auch kein Spielverderber :). 3, 4 Runden auf dem fast flachen Campingplatz dauern eine halbe Stunde und geben sowieso ein gutes Gefühl. 

Bei unseren neuen Schweizer Bekannten stellt sich heraus dass der Gastank komplett leer ist und sich in der Heizung an zwei verschiedenen Stellen leere Plasticksäckli befinden, das eine davon ist bereits verschmort. Kein Wunder also, dass der Gasalarm jedes Mal nach dem Einschalten der Heizung losgeheult hat.  Sie kommen am Abend nochmals auf den Campingplatz zurück und laden uns auf ein feines Glas Wein ein. Sie sind ganz feine Leute und Fynn ist ein wahrer Sonnenschein. Wir geniessen den gemütlichen Abend zusammen. 

21.09.2013 – KOA Camping Cavendish
Von Cavendish fahren wir auf dem Central Coastal Drive die malerische Küste am Golf von St. Lawrence entlang – sie ist wunderschön und viel zu kurz. Eigentlich wollte ich das „Ann of the Green Gables“ Museum besuchen, bin aber ob dessen Aufmachung ziemlich enttäuscht, denn es ist ein einigermassen modernes Gebäude, wo ich eigentlich eines mit grünen Giebeln erwartet hätte. “Ann of the Green Gables“ ist hier so etwas wie bei uns Pippi Langstrumpf und wird beinahe schamlos vermarktet. Die Autorin ist in Cavendish aufgewachsen und man kann gegen eine hohe Gebühr so mehr oder weniger alles besichtigen was mit ihr und der „Jugendbuch-Figur“ zu tun hat. In Charlottetown wird sogar ein Musical gespielt.

Schon bald erreichen wir Borden-Carleton von wo uns die 13 km lange „Confederation Bridge“ nach New Brunswick führt.

Beim Besucher-Informationszentrum erhalten wir alle wichtigen Angaben für unsere nächste Station. In Moncton sieht man die Flut hereinkommen und das etwa sechs Meter tiefe Flussbett auffüllen. Surfer warten auf die Welle und reiten sie ab. Das sehen wir leider nicht mehr, dafür sind wir etwa zwei Stunden zu spät dran - wir kommen erst, als das Wasser teilweise schon wieder abzufliessen beginnt. Und genau da treffen wir die zweite Schweizer Familie mit Kleinkind: Stefan, Denise & Malina (23 Monate) waren rechtzeitig da um das Spektakel zu beobachten und jetzt möchten sie noch sehen, wie das ist wenn das Wasser wieder abläuft.

Foto von allen Schweizern auf dem Camping Wir treffen uns alle wieder auf dem Stonehurst Campingplatz. Peter entfacht ein Feuer, wir grillen Fleisch und backen ein Brot und am späten Abend sitzen wir am Campfeuer, trinken Wein aus der erst gestern erstandenen Karton-Box und plaudern über Gott und die Welt.

Die 72'900 km2 grosse Provinz New Brunswick hat nur gerade 750'000 Einwohner. Die Hauptstadt heisst Fredericton, da kommen wir auf dieser Reise aber nicht vorbei.

22.09.2013 - Stonehurst Camping, Moncton
Bei Ebbe ist nur noch das tiefe schlammige Bachbett des Petitcodiac River zu sehen.

Wir fahren zu den Hopewell Rocks können diese nach der Ebbe, aber bei bereits hereinkommender Flut noch vom Meeresboden her besichtigen und sogar etwa einen Kilometer weit den Klippen entlang wandern. Diese Felsen wurden von den schmelzenden Gletschern und später von den welthöchsten Fluten in Jahrtausenden zu den kunstvollsten Skulpturen geformt. Heute beträgt der Gezeitenunterschied 13.4 Meter (das ist die 3.höchste Flut in diesem Monat - vorgestern bei Vollmond war sie 13.8 m'). Pro Stunde steigt das Wasser um zwei bis drei Meter.

Als Colette und Markus mit Fynn ankommen bleiben ihnen grad noch 20 Minuten um zu den Felsen hinunter zu gehen. Nach dem gemeinsamen späten Mittags-Lunch trennen sich unsere Wege dann endgültig, denn sie müssen leider bereits wieder zurück Halifax und werden bald nach Hause fliegen.

Im Fundy Nationalpark reicht es vor dem grossen Regen gerade noch für eine einstündige Wanderung durch den Wald zum Ufer des Upper River. Vor der Bachquerung machen wir wieder kehrt.

23.09.2013 - Fundy Nationalpark, Camping beim Headquarters Eingang Ost
Wir haben Glück, dass es gerade nicht regnet und können kurz nach unserem Start einen halbstündigen Spaziergang zu den Cariboo-Plains und dem kleinen See unternehmen. Bei Temperaturen um 10 Grad fahren wir in den Nebel hinein. In St. Martin scheint dann die Sonne und wir entscheiden uns auf dem wunderschön gelegenen Campingplatz bei wieder zunehmend düster werdendem Wetter erstmals intensiv an der Website zu arbeiten.

24.09.2013 - Century Farm Family Camping, St. Martin Wir folgen dem Fundy Coastal Drive. Auf den ersten Kilometern geht es weiter wie es gestern aufgehört hat: steile Rampen hinauf und hinunter, wären die Strassen nicht so miserabel wäre es ein Traum zum Töffahren. Aber wir sind ja sowieso mit unserem MAN unterwegs und den können solche Löcherstrassen überhaupt nicht erschüttern. 

St. John umfahren wir über die Autobahn Nr. 1, bei der Ausfahrt 96 zweigt es wieder an die Küste ab. Es ist kalt, 8 Grad nur.

Peters Sprüche heute: "wenn's no chli chälter wär wörd’s schneie :) " und "wenn’s do mol seicht, de seicht’s grad rechtig"

In St. Andrews regnet es noch immer, aber ich bin zuversichtlich, dass es bald aufhört, sonst gehen wir halt mit dem Regenschirm in die Stadt.

Um halb eins haben wir uns bereits auf dem Campingplatz installiert und kochen uns in der Kälte eine heisse Suppe. 

(Bild aus dem Internet) Warm angezogen und mit Regenschirmen ausgestattet machen wir uns auf den Weg. St. Andrews ist ein hübsches Städtchen und die Pentax (Unterwasserkamera) heute gerade das richtige Instrument um ein paar Eindrücke festzuhalten, denn auf halben Weg beginnt es wieder ziemlich heftig zu regnen, all mein Optimismus hat nichts genützt. In einem Hardware Store finden wir allerlei interessante Sachen, aufgefallen ist uns das "Wineglass to go" (Bild aus dem Internet) - „s get nüt wos ned get“. Peter interessiert sich fürs Schraubensortiment und ist überrascht, dass es da auch metrische und nicht nur englische Gewinde gibt. Der Verkäufer spricht uns deutsch an und erklärt, seine Frau sei von Bayern und sie reisen im Winterhalbjahr immer nach Deutschland, Österreich, Italien und manchmal in die Schweiz um ihre Familie und Freunde zu besuchen.

25. September 2013
Punkt neun Uhr stehen wir beim Ausgang um die Übernachtung zu bezahlen, denn gestern war das Büro nicht besetzt. Knapp eine Stunde später sind wir bereits beim Grenzübergang in St. Stephen. Es gibt zwei Übergänge. Beim kleineren in der Stadt raten uns die kanadischen Zöllner davon ab in die USA einzureisen, ganz einfach um uns allfällige Unannehmlichkeiten zu ersparen. Sie empfehlen uns den grossen Zoll auf dem Highway 1 anzufahren. Und das ist gut so, denn da treffen wir auf sehr freundliche Beamte, denen wir sogar verzeihen, dass wir uns von einigen Früchten trennen müssen. Cherrytomaten, der chilenische Apfel, die Orange, eine Zitrone und die peruanische Avocado dürfen nicht in die USA eingeführt werden. Die gleichen peruanischen Avocados können wir dann im nächsten amerikanischen Supermarkt problemlos wieder kaufen...

Der nächste Reiseabschnitt beinhaltet Maine, New Hampshire und Vermont.

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