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12. Juli 2015 - Beaver Creek
Der Campingplatz mit Tankstelle und Shop in Beaver Creek liegt 33 Kilometer vor der Alaska-Grenze und gehört dem Schweizer Beat. Er lebt seit 54 Jahren in Kanada, ist sicher fast 80 Jahre alt und hat sich im Februar mit seiner viel jüngeren Partnerin verheiratet. Er fährt jede zweite Woche mit dem Kühltransporter zum Grosseinkauf nach Whitehorse und benötigt für die ungefähr 500 km (ein Weg, inkl. Riesenbaustelle mit Wartezeit) etwa sechs Stunden.
Der Grenzübertritt nach USA ist für einmal ein kurzes Prozedere. Der korrekte Grenzbeamte stellt präzise Fragen und wir geben ebensolche Antworten. Nach einem kurzen Blick ins Innere des Wohnmobils retourniert er die Pässe und wünscht uns einen schönen Aufenthalt in Alaska. Das alles hat kaum zehn Minuten gedauert.
Im Besuchercenter des Tetlin National Wildlife Refuge erfahren wir, dass es je etwa 20 Meilen südlich und westlich Waldbrände gibt, die jedoch den Verkehr nicht beeinträchtigen würden.
Bei einem Aussichts-Parkplatz treffen wir Jason, der aufmerksam das ganze Gebiet absucht. Nein, er hat keine Tiere gesehen. Aber er interessiert sich auch gar nicht in erster Linie fürs Wild sondern für Feuer. Die beiden Waldbrände, die vorgestern nach schweren Gewittern ausgebrochen sind, scheinen von selbst wieder erloschen zu sein und wir erfahren, dass Blitze die Hauptursache dieser Feuer sind. Bekämpft werden diese im Naturschutzgebiet nur dann, wenn sie Bauten beeinträchtigen könnten. Ansonsten lässt man der Natur ihren Willen, denn nur so ist es zum Beispiel möglich, dass die Schwarzfichten aussamen können. Durch die Hitze werden nämlich die Tannzapfen geöffnet, damit die Samen herausfallen und spriessen können.
Als Jason bemerkt dass wir Schweizer sind erzählt er uns, er werde im Oktober nach Luzern reisen, wo seine Frau an einem Marathon teilnimmt.
13. Juli 2015 - Tok, Alaska
Weit weg, mitten in einem von drei Teichen, entdecken wir einen Elch. Auch auf dem Foto mit der Vergrösserungslinse ist er leider nicht viel mehr als ein Punkt und so warten wir weiter geduldig darauf, dass wir endlich einmal ein wenig näher rankommen.
Am Abend sehen wir die beiden markanten Berge, den 4949 m hohen Mount Sanford, von der Abendsonne beleuchtet und den 3660 m hohen Mount Drum, immer noch teilweise von Wolken verhüllt.
14. Juli 2015 - Glennallen
Parallel zum Richardson Highway verläuft die Trans-Alaska Pipeline. Sie führt von Prudhoe Bay bis nach Valdez, wo das Oel auf Tanker verladen wird.
Im Aufstieg zum Thomson Pass kommen wir am gewaltigen Worthington Glacier vorbei. Auf der Passhöhe tauchen wir bei mässigem Regen für ein paar Sekunden in eine dichte Nebelsuppe ein bevor uns eine sattgrüne wolkenverhangene Landschaft empfängt. Einzelne Sonnenstrahlen bringen die saftigen Matten richtig zum Leuchten. Bei den Bridal Veil Falls haben wir ungeheures Wetterglück, denn gerade als wir stoppen erscheinen diese genau im richtigen Licht.
Auf der Dayville Road in Valdez sehen wir von der Lowe Creek Brücke im Vorbeifahren einen ausgewachsenen Grizzlybär. Ich renne ein Stück zurück und bin enttäuscht, nur einen ganz kleinen Bären zu finden. Habe ich mich etwa getäuscht? Doch da kommen noch drei kleine und zusammen mit der Mutter sind das dann gleich fünf auf einen Schlag. Normalerweise gebärt eine Bärin ein bis zwei Junge, doch diese Grizzlymutter hatte dieses Jahr bereits zum dritten Mal hintereinander deren vier. Das kleinste von ihnen ist wasserscheu, was seine Überlebenschancen drastisch verringert.
Am Nachmittag stellen wir uns zur Fischzucht und bleiben bis abends um 10 Uhr da. Wir beobachten die Lachse beim Kampf, das Wehr zu überwinden, die Seelöwen beim Futtern der entkräfteten Lachse und die Möwen beim Auffressen der Resten. Doch Bären kommen keine, vermutlich haben sie noch nicht bemerkt, dass die Lachswanderung begonnen hat.
15. Juli 2015 - Valdez
Wir frühstücken bereits beim Solomon Gulch und haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, den einen oder anderen Bären zu sichten.
Um 10 Uhr checken wir ein für die gut sechsstündige Schiffstour zum Columbia Gletscher.
Durch Port Valdez, den Valdez Arm und um den Freemantle Point erreichen wir die Columbia Bay, wo unsere Kapitänin Karen durch viel Treibeis manövriert um möglichst nah an den Gletscher zu gelangen, von dem insgesamt fünf Arme ins Meer hinunter reichen.
Auf dem Schiff lernen wir Wenzel (55 ehem. Tschechei) und seinen Sohn kennen. Er ist in den 80er Jahren nach einem Skiurlaub in Österreich nicht mehr in sein Heimatland zurückgekehrt und hat zusammen mit seiner Freundin Asyl beantragt. Im Flüchtlingslager haben die beiden geheiratet und sind zwei Jahre später in die USA ausgewandert.
Am 24. März 1989 ist ein Oeltanker der Exxon Valdez, um keine Eisberge zu rammen vom Seeweg abgewichen und auf das Riff bei der Blyth Insel aufgelaufen. Dabei sind 250'000 Barrel Oel ausgelaufen und dies hat eine riesige Katastrophe verursacht. Unter anderem wurden zweiundzwanzig Orkas und alle Heringe gekillt. Noch heute sind auf verschiedenen Inseln Spuren dieser Verunreinigung sichtbar.
Wir beobachten Seeotter, Seelöwen und die putzigen Puffins mit ihren knallorangen Schnäbeln und Füssen. Diese leuchtende Farbe tragen sie nur während der Paarungszeit, danach werden sie ganz gewöhnlich grau.
Die ganze 800 Meilen lange Pipeline (1280 m) mit den zwölf Pumpstationen wurde von 25'000 Arbeitern in nur zwei Jahren erbaut und 1977 in Betrieb genommen. Das 40°C warme Rohöl fliesst mit einer Geschwindigkeit von 3.5 Meilen pro Stunde (5.5 kmh) und wird in 14 riesigen Tanks zwischengelagert. Zum Befüllen eines Oeltankers wird ein Tag gerechnet. Bei 60000 Barrels pro Stunde sind es 13.5 Stunden pro Schiff.
16. Juli 2015 - Robe Lake
Morgens um vier starten zwei Piloten mit ihren Wasserflugzeugen, angeblich um Lachsschwärme zu entdecken und die Koordinaten an ihre Fischereikollegen weiterzugeben. Das erfährt Peter, als er sie nach ihrer Landung zum Motiv des nächtlichen Fluges befragt. Bereits um viertel nach sechs sind die Flieger vertäut und die beiden Männer wieder verschwunden.
In den Museen sehen wir uns Filme an über das verheerende Erdbeben der Stärke 9.2 im Jahr 1964, erfahren alles Wichtige über die Pipeline und genaueres über die Oelkatastrophe des Tankerunglücks 1989. Beide Desaster ereigneten sich an einem Karfreitag.
17. Juli 2015 - Valdez
Wir reisen zurück über Glennallen, dann weiter westwärts Richtung Anchorage.
Im Teich ist ein Elch mit zwei Jungen am Futtern und wir vertreiben sie beinahe. Die Mutter lässt sich jedoch kaum mehr stören als wir den Motor abstellen und frisst gemächlich weiter, doch die Jungen verstecken sich im Wald, als weitere Fahrzeuge an der Strasse halten.
Bei guter Sicht sehen wir im Süden den Nelchina Gletscher. Wir stoppen bei der Sheep Mountain Lodge, weil das Essen hier sehr fein sein soll. Auf dem kleinen Wanderweg-Netz stellen wir uns eine gut einstündige Rundwanderung über Serpentine, Thriller und Corkscrew zusammen, bevor es Zeit zum Nachtessen ist. Das Menu schmeckt tatsächlich lecker und wir sind bei weitem nicht die einzigen Schweizer Gäste hier. Es ist alles ausgebucht: Die Cabins der Lodge, die Campingplätze und die Tische im Lokal. Wir dürfen uns auf einen kleinen Kiesplatz etwas abseits stellen, sind so ganz für uns und müssen für die Übernachtung nicht einmal bezahlen.
18. Juli 2015 - Sheep Mountain Lodge
Der Matanuska Gletscher kommt sehr weit hinunter und das sieht beinahe unwirklich aus. Auf den Bildern erkennt man gut, dass er früher einmal sehr viel breiter war.
Auf einem Aussichtspunkt bei Palmer treffen wir Paul (OW), der mit seinem Landrover vier Jahre unterwegs sein will. Er unterhält sich gerade mit Denise und Peter aus dem Aargau, die mit einem Mietcamper reisen und nicht ganz so lange Zeit haben.
Als wir am Wegfahren sind stoppt Esteban aus Argentinien mit seinem Motorrad, um uns zum letzten Mal zu verabschieden - wir haben einander drei Mal getroffen und er war inzwischen bereits am nördlichsten Punkt seiner Reise, in Prudhoe Bay. Heute hat er ca. 800 km bis Whitehorse vor sich und plant dann lediglich fünf Tage bis Toronto - heftig, diese Etappen.
19. Juli 2015 - Anchorage
Auf dem Ship Creek Trail und dem Tony Knowles Coastal Trail fahren wir mit unseren Rädern über den fein geteerten Weg bis zum Erdbeben Park und von da zum Lake Hood, wo morgen Mittag unser AusFlug zur Redoubt Bay Lodge starten wird. Eigentlich wären wir lieber zum Brooks Camp in den Katmai Nationalpark geflogen, doch diese Reisen sind bei allen Anbietern, die wir angerufen haben, bis Ende Juli ausgebucht.
20. Juli 2015
Ein Traum geht heute in Erfüllung. Wir fliegen zum ersten Mal mit einem Wasserflugzeug, bei schönstem Wetter, und landen auf dem Otter Lake bei der Redoubt Bay Loge, wo wir einen leichten Lunch bekommen. Dann geht es mit dem Boot zur Flussmündung, wo bereits ein halbes Dutzend Fischerboote vor Anker liegen und wir wundern uns, dass wir hier Bären sehen sollen, denn ehrlich gesagt ist das der Hauptgrund unseres Ausflugs. Es geht aber tatsächlich nicht lange und ein Schwarzbär trottelt am Ufer entlang zur Flussmündung, um sich ein paar Lachse zu holen. Kurz darauf tauchen zwei junge Braunbären auf, was den anderen Bär leider veranlasst, sich unbemerkt davonzuschleichen.
Die beiden dreieinhalbjährigen Grizzlys sind im Teenageralter und sie scheinen das Publikum zu geniessen. Sie kämpfen spielerisch miteinander und bieten uns eine einmalige Schau. Dies in Worte zu fassen vermögen wir nicht, unsere Bilder sprechen ihre eigene Sprache.
21. Juli 2015 - Anchorage
Im Moment dreht sich alles um Fische(r) und Bären...
Am Russian River warten die Fischer auf den zweiten "Salmon Run" (die Lachswanderung). Wo es Lachse hat gibt's auch Bären - wir warten geduldig, lange vergeblich. Als wir auf dem Rückweg, schon nach halb zehn, bei jedem Fischersteg nochmals kurz hinausschauen steht plötzlich ein junger Braunbär nur etwa drei Meter vor Peter im Wasser. Vor lauter Überraschung haut der Bär ab, den Fluss hinunter und ans andere Ufer, bevor wir unsere Kamera gezückt haben. Deshalb folgen wir ihm auf dem Fussweg, von wo wir ihn nun aus sicherer Distanz beobachten können.
22. Juli 2015 - Russian River
Beim Brotbacken gestern Abend und heute Vormittag brauchen wir viel Geduld. Die Glut hält nicht lang genug und die heissen Kohlen erkalten bevor die Brote fertig gebacken sind. Als Regen fällt wird es noch schwieriger und wir legen als Schutz die Schaufel über den Topf. Dabei wird dieser jedoch zu heiss und das Brot ist nach nur 10 Min. bereits leicht verbrannt. Letztendlich können wir uns aber doch über vier hausgemachte Körnerbrote und zwei Sonnenkränze aus Zopfteig freuen.
Auf der Wanderung zu den Wasserfällen begegnen wir einem bärtigen Kerl mit einer groben Flinte und als er uns auf dem Rückweg wieder kreuzt fragen wir, was es damit auf sich hat. Er wohnt in einer Hütte beim Wehr, wo es viele Grizzlys gibt und da sei es schon sicherer mit einem Gewehr.
Einen dieser Braunbären sichten wir ganz kurz beim Fressen unterhalb der Plattform bei den Wasserfällen.
Wir haben das Gefühl, dass kaum ein Lachs dieses Hindernis überwinden kann, doch da irren wir uns gewaltig. Allein gestern hätten es etwa 1000 Stück geschafft und an guten Tagen seien es sogar bis zu 6000. Damit nicht genug, ihr Weg endet nämlich erst 15 - 20 Meilen weiter oben.
Als wir nach dem Essen nochmals zum Fluss hinunter gehen unterhalten wir uns mit zwei Fischern und schlendern dann ein wenig weiter Flussabwärts, wo auf der anderen Seite gerade ein Bär aus dem Gebüsch kommt. Nachdem er einen Lachs gefangen hat verschwindet er wieder dahin wo er hergekommen ist. Kurz darauf erscheint er aber wieder und macht sich auf den Weg zu uns hinüber, was uns veranlasst, die Fischer zu warnen. Diese haben ihn aber bereits hinter den Weidenröschen verschwinden sehen und wir alle nehmen an, dass er von da gelegentlich wieder in den Fluss zurückgehen würde. Aber da irren wir uns scheinbar gewaltig, denn gerade als wir den Weg entlang wieder zurück wollen kommt er uns in seiner ganzen Grösse entgegen und das in nur knapp fünf Meter Entfernung. Weil wir zu viert sind überlegt er es sich aber nicht zweimal und sucht sofort das Weite.
Ein wenig weiter den Fluss hinunter entdecken wir einen anderen Braunbären, doch weil es inzwischen kräftig regnet beschliessen wir, die Bärenbeobachtung für heute zu beenden und unseren Tag in der "gemütlichen Stube" mit den schönen Erinnerungen ausklingen zu lassen.
23. Juli 2015
In Homer versuchen wir nochmals einen Flug zum Katmai Nationalpark zu finden und wir ergattern für morgen die letzten zwei Plätze. Doch das kleine Touristikunternehmen, welches uns empfohlen wird will nicht garantieren, dass wir auch wirklich zum Katmai NP fliegen werden. Sie bieten nämlich Bärenbeobachtung an und lassen bei der Buchung offen, ob es zum Lake Clark oder zum Katmai Nationalpark geht.
24. Juli 2015 - Homer
Juppiiiii, wir fliegen doch noch zum Katmai Nationalpark, Peters Wunsch geht damit in Erfüllung.
Unser Pilot Derek bittet mich, auf dem Kopilotensitz Platz zu nehmen, aber das Steuer anfassen darf ich nicht. Nach einem 75minütigen kurzweiligen Flug bei traumhaftem Wetter übers Meer mit Sicht auf Gletscher, Inseln und verschneite Berge landen wir in der Hallo Bay direkt am schmalen Strand in weichem Sand. Es hat Schwemmholz und ist ziemlich schräg, aber unser Buschpilot hat das völlig im Griff und meistert diese Herausforderung souverän. Nach einer eleganten Vollbremsung schaut die Nase zum Wasser und der Flieger ist geparkt. Zur Sicherheit werden noch Sandkeile geschaufelt bevor wir loswandern.
Normalerweise ist der Pilot zugleich auch der Führer im Nationalpark, doch weil eine grössere Gruppe zusammen unterwegs ist werden wir von Zack begleitet, dem nur noch drei Passagiere übrig geblieben sind. Er ist äusserst kompetent und erzählt uns viel über die Coastal Brown Bears. Diese Braunbären sind eigentlich nichts anderes als Grizzlys, doch wenn sie sich im Umkreis von 100 Meilen zur Küste aufhalten werden sie Braunbären genannt. Unterscheiden tun sie sich lediglich durch die Ernährung. Hier versorgen sie sich während der Lachssaison vorwiegend mit Fischen, während Grizzlys Nagetiere, Beeren und Gras fressen.
Im Katmai Nationalpark leben etwa 5000 Braunbären und die Population ist eher zunehmend. Von Ende Oktober/anfangs November bis Ende April/anfangs Mai halten sie eine Winterruhe - im Februar werden die Jungen in der Höhle geboren. Durch die Trag- und Säugezeit erleidet ein im Herbst gut genährtes Weibchen einen Gewichtsverlust um die 40 %.
Bis die Lachse kommen essen die Bären täglich etwa 30 Pfund (14 kg) fettes Gras mit einem Proteinanteil von 10-15 Prozent. Wir kosten es - es schmeckt ganz leicht salzig, gar nicht schlecht - und in der Not könnten vermutlich auch wir damit eine Weile überleben.
Bären fressen nicht bis sie satt sind, sondern bis einfach nichts mehr in ihren Magen passt. Grössere Männchen können an einem guten Tag bis fünfzig Lachse verspeisen und Weibchen etwa deren dreissig.
Magnus, sein Name stammt aus dem Film der im Park gedreht wurde, ist ein etwa 450 kg schweres Männchen. Er ist allein unterwegs, während die Weibchen sich um die Jungen kümmern bis sie etwa dreieinhalb jährig sind. Danach werden sie von ihrer Mutter verstossen, damit sie sich um neuen Nachwuchs kümmern kann.
Die weibliche zweieinhalbjährige Amber (auch ihr Name ist aus dem Disney-Film) hat ein gräuliches Fell. Sie war während den Dreharbeiten scheinbar zu lange im Fokus und fürchtet sich vor grad gar nichts, nicht einmal vor der Mutter der beiden Jungen, mit denen sie gern spielen möchte. Wir werden Zeugen, wie sie ganz frech die Bärensau attackiert und Zack erklärt uns, dass Amber leider ein für Bären absolut untypisches Verhalten zeige.
Ganz kurz nur hören wir es platschen und sehen, wie ein Bär im Fluss zu fischen versucht. Das ist ein Zeichen für andere Bären, sich ebenfalls auf den Weg ans Wasser zu begeben. Scheinbar ist er aber nicht sehr erfolgreich und deshalb ist die Aufregung nur von kurzer Dauer.
Wir haben viel gesehen und gelernt und sind absolut begeistert von diesem tollen Ausflug.
25. Juli 2015
In Seward schlendern wir durchs Städtchen, fotografieren verschiedene Wandmalereien und erstehen ein paar Souvenirs.
Am Abend grillen unsere Nachbarn Marshmallows und mir läuft buchstäblich das Wasser im Mund zusammen. Deshalb machen wir mit ihnen einen Deal: 4 Riesen Marshmallows gegen eine Tafel Schweizer Schokolade ;)
26. Juni 2015 - Seward
Weil es regnet streichen wir die Fahrt zum Exit Gletscher und reisen stattdessen nach Hope, wo wir grad beim Ortseingang einen Schwarzbär im Wald verschwinden sehen. Das Dorf ist winzig klein und die Aussicht, den ganzen Nachmittag bei zweifelhaftem Wetter hier zu verplempern erscheint uns nicht sehr attraktiv. Deshalb beschliessen wir in Anchorage den Cabela's Outdoor Laden zu besuchen. Mit den vielen präparierten Tieren und einem grossen Aquarium ist dies auch ohne Einkauf ein Erlebnis der besonderen Art.
Auf dem Ship Creek Campingplatz stellen sich Gerlinde und Horst, alte Bekannte aus Südamerika, neben uns. Wir haben einander im Süden von Texas zum letzten Mal getroffen und freuen uns, ein bisschen zu tratschen. Horst ist ein leidenschaftlicher Fischer und er bringt zum Degustieren am Tag zuvor geangelten rohen roten Lachs und Silberlachs mit. Beide schmecken mit Soja- oder Teryaki-Sauce sehr fein.
27. Juli 2015 - Anchorage
Nach dem Besuch des Bass Pro Shop, ganz ähnlich wie gestern Cabelas, stellt sich nun die Frage der Routenwahl. Die Wolken hängen tief und der Hatcher Pass liegt im Nebel. Sollen wir es trotz des Nieselregens wagen, die Naturstrasse zu fahren oder wird es allenfalls schlammig? Wir wiegen für und wider ab und entscheiden uns, es zu versuchen. Fast oben verpassen wir den Abzweiger auf die Dreckstrasse und müssen in der Sackgasse des Provincial Park wenden. Auch unser GPS hat Probleme und es dauert lang, bis es endlich die richtige Route anzeigen kann.
Als wir den Engpass bei der Baustelle vor der Passhöhe überwunden haben ist die Strasse nicht allzu schlecht und wir kommen gut voran. Sogar das Wetter wird noch besser und dass ab und zu sogar die Sonne hervorlugt macht unseren Umweg lohnenswert.
Der Touristenort Talkeetna ist unser Tagesziel und hier wimmelt es nur so von Geschenkläden und Anbietern, die Rundflüge, Bootstrips oder Adventure-Touren veranstalten.
28. Juli 2015 - Talkeetna
Die Broad Pass Region auf dem Parks Highway gilt als einer der schönsten Abschnitte dieser Strasse. Es ist ein weites offenes Tal umgeben von Bergspitzen, die heute leider mehrheitlich hinter den Wolken versteckt sind.
Als wir beim Nachtessen sind verspüren wir leichte Erdstösse. Seit dem Erdbeben der Stärke 5.3 vor etwa drei Wochen gibt es täglich leichtere Erschütterungen, die aber im Normalfall gar nicht bemerkt werden.
Unsere Campingnachbarn Vic, Vicky und deren Nachbarin Judy sind mit dem Wohnmobil von Anchorage zum Heidelbeeren sammeln nach Cantwell gekommen. Vic und Vicky haben vor zwei Wochen ihre Verwandten in der Schweiz besucht und sind mit ihnen zusammen nach Zermatt gefahren. Sie staunen nicht schlecht, als sie auf unserem Wohnmobil das Bild vom Matterhorn sehen und während dem ich meine Haare färbe macht Peter so neue Freunde.
29. Juli 2015 - Cantwell
Unterwegs auf dem Denali Highway sehen wir nur ein paar Karibus, Schwäne, einen Falken, verschiedene Vögel und einen entlaufenen oder ausgesetzten Hund.
Drei Mal halten andere Reisende an, als wir kurz stoppen, um sich mit uns zu unterhalten. So treffen wir deutsche Langzeitreisende und ein Schweizer Paar, das mit einem Mietfahrzeug grössere Etappen bestreitet, um in relativ kurzer Zeit möglichst viel von Alaska zu erleben.
Wetterbedingt fahren wir heute das grössere Stück der Naturstrasse, denn wenn es nass ist wird es über den Pass recht schlammig. Wir halten auf einem Hügel etwas abseits des Weges und pflücken nach dem Nachtessen zwei Schalen schmackhafte Heidelbeeren fürs Frühstück.
30. Juli 2015 - Denali Hwy
Obwohl es in der Nacht kräftig regnet reicht das nicht, um den Schmutz von unserem Wohnmobil abzuspülen. Als wir wegfahren steigt Nebel auf und die Schwäne welche ich fotografieren möchte verschwinden mit ihren Jungen in den Schwaden.
Auf dem Richardson Highway grasen ein Elch und sein Junges am Strassenrand, bevor wir heranbrausen. Unser Auftauchen setzt ihrem Frühstück aber ein abruptes Ende, weil das Junge nämlich ganz erschrocken die Flucht ergreift.
Beim Visitor Center in Delta Junction erreichen wir das offizielle Ende des Alaska Highway. Wir kommen allerdings von Südwesten her und starten von hier in die entgegengesetzte Richtung.
Der Elch auf dem Alaska Highway ist noch schneller als die beiden vorher - er ist schon verschwunden, als ich noch verzweifelt versuche den Deckel von der Linse zu nehmen und die Kamera einzuschalten. Dafür haben wir ihn so richtig schön springen sehen.
31. Juli 2015 - Tok
Bevor wir weiterreisen spülen wir den gröbsten Dreck von unserem Fahrzeug und tanken voll, denn der Treibstoff ist in USA viel günstiger als in Kanada. Auf der langen gerade Richtung Süden liegt ein toter Elch im Strassengraben und ein Haufen Glasscherben am Strassenrand zeugen von einem heftigen Unfall. Da sind wir froh, dass vor uns alle Tiere geflüchtet sind.
Auf dem Taylor Hwy nach Chicken beginnt erst kurz vor dem Ort die Naturstrasse. Wir suchen uns einen Übernachtungsplatz, nehmen unsere Fahrräder und kraxeln das kurze Stück hoch bis zum Beginn des Moskito Fork Dredge Wanderweges. Oben angekommen ketten wir die Räder an einen Baum und gehen zu Fuss weiter. Das geht viel schneller und wir können uns erst noch besser gegen die lästigen Mücken wehren. Am Ende des Weges bietet sich uns ein interessantes Bild: Der imposante Schaufelbagger steht da in seiner vollen Grösse und ist dem unaufhaltsamen Zerfall geweiht, aber die Aussicht über die Berge und Flusstäler ist phantastisch.
1. August 2015 - Chicken
Wir sind knapp fünf Minuten unterwegs, als zwei junge Schwarzbären die Strasse zu queren versuchen und nicht recht wissen ob sie jetzt warten oder wieder zurückgehen sollen. Die Mutter hätte bestimmt Rat gewusst, doch von ihr ist weit und breit nichts zu sehen. Wir knipsen ein Bild und fahren weiter.
Zwölf Meilen vor der Grenze beginnt eine nigelnagelneue Teerstrasse ohne nur einen einzigen Frostschaden - in ganz Alaska haben wir nirgendwo sowas gesehen.
Am Kanadischen Zoll werden wir schnell und superfreundlich abgefertigt. Nach nur drei Wochen reisen durch Alaska sind wir wieder zurück in Kanada und auch in einer anderen Zeitzone. Die Pazifik-Zeit ist der Schweiz 9 Stunden hinterher.
Auf dem Top Of The World Highway begegnen uns etwa hundert Tiere der riesigen 40 Mile Caribou Herde, das ist enorm eindrücklich und wir sind überwältigt von der Eleganz dieser stolzen Geweihträger.
Der Top Of The World Highway, eine Naturstrasse in bestem Zustand, führt über die höchsten Hügel der Bergkette und wir haben tatsächlich das Gefühl auf dem Dach der Welt zu fahren. Die Distanz zwischen Tok, Alaska, und Dawson City, Yukon, entspricht etwa der Durchquerung der Schweiz und da sind uns während der ganzen Fahrt weniger als hundert Fahrzeuge begegnet
Und jetzt sind wir gespannt auf das Goldstädtchen Dawson City, wo der Klondike River in den Yukon mündet.