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13. September 2015 - Grenzübertritt in Sault St. Marie
Zum ersten Mal während unserer Nordamerika-Reise überhaupt machen wir Bekanntschaft mit der Polizei, als wir im Garden River Indianer Reservat die glorreiche Idee haben, zum Lunch am St. Mary River, gleich gegenüber von Sugar Island (USA), zu stoppen. Aber statt einfach in Ruhe unseren Lunch zu geniessen, werden wir von einer anrückenden Polizistin über den Grund befragt, weshalb wir hier stehen. Eine besorgte Nachbarin ruft auf dem Posten an und deshalb müssen wir uns ausweisen und für einen ausführlichen Rapport eine ganze Menge Fragen beantworten. Zuletzt nutzen wir dann die Gelegenheit, auch der Polizistin einige Details über die Bewohner dieser Reservate zu entlocken und beschliessen daraufhin, nie mehr länger in einem Indianer Reservat zu halten.
Den Campingplatz des deutschen Paars finden wir rein zufällig. Er liegt 2 km nördlich des Highway 17 und ist äusserst gepflegt. Werner, ein ehemaliger Landarzt, und Dorothea, vormals Lehrerin, sind seit 17 Jahren hier und haben dieses kleine Paradies von Grund auf gebaut, vorher stand hier nur eine kleine Hütte. Wir geniessen die absolute Ruhe - und bleiben trotzdem nur eine Nacht.
14. September 2015 - Brownlee Lake
Entlang der Seen ist es wunderschön und langsam aber sicher kommt auch der Herbst. Tagtäglich werden die Wälder etwas farbiger und ab und zu leuchtet bereits ein knallroter Laubbaum hervor.
An der Georgian Bay tummelt sich ein Nasenbär gemütlich über den Weg. Der kleine Felsen über der Marina bietet eine tolle Aussicht und durch den Kanal kann man mit dem Schiff in den Lake Huron gelangen. Wir fahren weiter nach Sudbury, wo wir uns im CAA, dem Kanadischen TCS, mit weiteren Landkarten und Tourbüchern ausstatten lassen.
15. September 2015 - Sudbury, Richard Lake
Auch heute reisen wir bei schönstem Wetter, strahlend blauem Himmel, entlang sich ganz langsam verfärbender Wälder und glasklarer Seen.
16. September 2015 - Mattawa
In Mattawa campen wir direkt am gleichnamigen Fluss, wo Wasserflugzeuge starten, Motorbote und Jetskis rauf und runter sausen. Wir reisen dem Südufer des Ottawa River entlang, der die Grenze zur Provinz Quebec im Norden bildet, bis in die Hauptstadt Kanadas.
Die Region ist ein Vorreiter in Sachen Elektrizität: 1962 wurde in Rolphton der Prototyp eines Nuklearkraftwerks gebaut und war die Grundlage zur Forschung und Entwicklung von Atomkraftwerken. 35 Jahre später wurde es, nachdem sämtliche Erwartungen nicht nur erreicht sondern sogar übertroffen wurden, wieder abgeschaltet.
In Pembroke besuchen wir das Hydro-Museum. Hier entstand das erste Wasserkraftwerk Kanadas und die Spitze wurde damals mit einem riesigen Dieselgenerator abgedeckt. Dieser wurde an der Stelle aufgebaut, wo er heute als Herzstück des Museums steht, für die Anlieferung der Maschinenteile hatte man extra eine Bahnlinie dahin verlegt. 1884 wurden hier die allerersten elektrischen Strassenlaternen Kanadas in Betrieb genommen.
Die Holzindustrie begründete die Entstehung von Pembroke und wir finden in der Stadt einige der über dreissig historischen Wandmalereien, die einen grossen Teil ihrer Geschichte darstellen.
17. September 2015 - Pembroke
Wir erreichen Ottawa, wo wir einen Tag investieren, um das Parlamentshaus, ein paar Kirchen, alte und moderne Gebäude sowie die "Rideau Falls" anzuschauen - ich habe gemeint es seien kleine natürliche Wasserfälle - wenn man nur etwas besser Französisch könnte (Rideau heisst Vorhang) hätte man vielleicht ahnen können, wie das aussieht - aber macht euch doch selbst ein Bild;)
In knappen drei Stunden haben wir die Kapitale gesehen und reisen über den Cartier Parkway, wo viele Radfahrer trainieren, dem Fluss entlang auf den Highway 174, wo wir erst in Alfred einen RV-Park finden, der uns freundlich empfängt. Beim ersten war nämlich nur ein Zettel im Fenster, dass derzeit keine freien Plätze verfügbar seien.
Mit Dave, der ein Jahr in Saanen an einer Privatschule gearbeitet und eine Schweizerin geheiratet hat, unterhalten wir uns ein Weilchen über die Gründe der Verschuldungspolitik von Kanadiern und Amerikanern. Er ist Mitinitiator des erstmalig von der Sozialhilfestelle durchgeführten Geld-Management Kurses für Jugendliche im Alter von 13 - 17 Jahren.
Die Haushalts-Verschuldung der Kanadier kletterte im zweiten Quartal 2015 auf einen neuen Höchstwert von 163 %, das heisst, für jeden Dollar verfügbares Einkommen jährlich schulden sie 1.63 Dollar.
18. September 2015 - Alfred
Am Nachmittag besuchen wir Lise und Michel in St. Eustache und werden sehr herzlich empfangen. Mit Lise kann ich ein wenig mein verkümmertes Französisch auffrischen und mich an den speziellen kanadischen Akzent gewöhnen.
Sie verwöhnt uns mit einem reichhaltigen Lunch und zeigt uns interessante Bilder von Québec und von ihrer letzten Schweizer Reise. Wir haben Lise und Michel, der in der Westschweiz aufgewachsen ist, 2007 in Argentinien kennen gelernt und sie haben uns im Mai 2009 in der Schweiz besucht.
Am Abend fahren die beiden mit uns auf den Mont Royale. Der Berg liegt mitten auf der Insel von Montreal, zu der insgesamt vierzehn Brücken führen, und die ganze Stadt liegt uns zu Füssen. Mit ihren Lichtern vermittelt sie einen wunderschönen Anblick in der Dunkelheit.
19. September 2015 - St. Eustache
In St. Eustache ist Chilbi Le Festival de la Galette. Neben den dünnen fast schwarzen Crêpes werden allerhand Lebensmittel, Traumfänger und sonstige Kunstgegenstände verkauft. Die Kinder werden mit Spielen beschäftigt und vor der alten Mühle musiziert ein Duo in traditioneller Kleidung.
Michel und Lise zeigen uns den Hafen und die Altstadt von Montreal sowie, ganz stolz, die Plakette am Gebäude der Grossbank, auf der einer von Lises Urahnen mütterlicherseits als ehemaliger Landbesitzer erwähnt wird.
Das Olympia Stadion in Montreal wurde für die Sommer-Olympiade 1976 errichtet und mit einer Schweizer Drahtseilbahn versehen, die auf den Spitz des extrem schrägen Turms fährt. Dieser Turm war jedoch zur Eröffnung der Olympiade nur im Sockel erbaut und wurde, nachdem endlich alle technischen Schwierigkeiten beseitigt waren, erst 1987 fertiggestellt. Ein Sicherheitsrisiko stellt allerdings nach wie vor die Stadiondecke dar, welche bei grossen Schneelasten auch nach Millionenteuren Sanierungsmassnahmen immer noch nicht über alle Zweifel erhaben ist.
Als Dankeschön für ihre Gastfreundschaft laden wir unsere Gastgeber zum Nachtessen ein. Im Restaurant L'Impressioniste enscheiden wir uns für ein ausgezeichnetes Menu. Gravlax mit Tzaziki-Sauce und Kresse resp. gegrillte Romainesalat-Herzen als Vorspeise und Büffelfilet oder Entenbrust als Hauptgang. Ein Argentinischer Tempranillo begleitet die feinen Speisen als Andenken daran, wo wir einander vor ziemlich genau acht Jahren kennen gelernt hatten.
Das Dessert offeriert uns Lise zuhause: eine reiche Schokoladetorte, die nichts - auch keine Kalorien - zu wünschen übrig lässt. Wir killen dazu den Rest des von zuhause mitgebrachten Vieille Poire und Michel degoutiert einen kleinen Schluck unseres mitgebrachten Kirsch, bevor wir müde und zufrieden schlafen gehen.
20. September 2015
Lise und Michel besitzen bei Cosco eine Mitgliederkarte zum Einkaufen und sie freuen sich, uns den Besuch dieses riesigen Einkaufladens zu ermöglichen. So ist denn unser Einkaufswagen, ohne dass wir das wirklich wollen, plötzlich halbvoll mit Waren, die hier exklusiv oder sehr günstig zu haben sind.
Am Sonntagnachmittag besuchen wir Luke, der seit gut 15 Jahren in Kanada lebt. Er ist ein Schweiz/Kanadier, den Peter in jüngeren Jahren beim Motocrossfahren kennengelernt
hat. Die beiden haben einander viel zu erzählen, bevor wir zur Grillparty bei ihren Freunden Patricia und Ben fahren, wo Lukes Frau Anita und Sohn Aikin mit der fast nur kolumbianischen Gesellschaft am Essen, schwatzen und Football trainieren sind.
Zum Dessert mit Kaffee fahren wir zu Anna und Mario. Anna ist wie Anita von den Philippinen und sie ist eine Frohnatur. Als Mario mit Peter eine Hausbesichtigung macht kann Peter kaum glauben, wie viele Stöckelschuhe bei Anna im Gestell stehen.
Wir unterhalten uns bis spät am Abend mit Luke. Er zeigt uns den Bär, den er mit einer hochpräzisen Armbrust erlegt hat. Er demonstriert uns seine lautlosen Jagdgeräte, die er mit Zielfernrohr ausgerüstet hat und liebend gerne wieder einmal einsetzen würde leider fehlt ihm die Zeit um all seinen Freizeitbeschäftigungen nachzugehen.
Denn im Moment ist hart arbeiten und hart trainieren an der Tagesordnung. Luke ist nach 15 Jahren Abwesenheit vom Leistungssport wieder in den Radball-Spitzensport eingestiegen und möchte sich für die Teilnahme an der WM in Malaysia qualifizieren.
21. September 2015 - St. Jean-sur-Richelieu
Luke wohnt direkt am Fluss Rivière Richelieu und er könnte mit dem Boot vom eigenen Steg bis nach New York fahren, wenn er wollte.
Nachdem wir uns nochmals über Radball und Gott und die Welt unterhalten haben verabschieden wir uns bereits wieder von der Familie, um nach Québec weiter zu reisen.
22. September 2015 - Saint Nicolas
Der Shuttle Bus bringt uns in die Altstadt von Quebec und hält beim feudalen Hotel Château Frontenac, das 1893 vom Architekten Bruce Price für die Canadian Pacific Railway erstellt wurde. Gleich davor befindet sich die Dufferin Terrace mit einer sensationellen Aussicht auf den St. Lorenz Strom, über der engsten Stelle dieses Gewässers. Quebec heisst: Wo der Fluss sich verengt und hier ist dieser tatsächlich nicht einmal einen Kilometer breit. Die Stadt wurde 1608 von Samuel de Champlain gegründet und das Quartier gleich unterhalb der berühmten Aussichtsterrasse trägt den seinen Namen. Seit 1985 gehören die Altstadt und die Befestigungsanlagen zum Unesco Welterbe.
Zwischen 1820 und 1832 wurde auf dem Cap Diamond die Zitadelle gebaut um die Stadt gegen allenfalls feindliche Angriffe von Süden zu verteidigen. Diese blieben jedoch aus und die Festung wurde gar nie wirklich zur Verteidigung benötigt.
Der St. Lorenz Strom ist 3260 km lang - von hier fliesst er noch 800 km zum Atlantik. Die Sicht von der anderen Flussseite auf die Altstadt mit dem berühmten Schloss Frontenac reizt uns und deshalb nutzen wir die Gelegenheit, mit der Fähre nach Levis und gleich wieder zurück zu fahren, um ein paar entsprechende Aufnahmen machen zu können.
Von den imposanten Wandgemälden in der Stadt ist die "Fresque des Québequoises" das wohl beeindruckendste. Bei der dreidimensionalen Gestaltung haben wir tatsächlich das Gefühl dass es lebt.
Statt einen teuren Ausflug zu den Montmorency Wasserfällen zu buchen kaufen wir zwei günstige Billets für den öffentlichen Bus und können uns bei den Kaskaden so viel Zeit lassen wie wir wollen.
Von der Bar im Drehrestaurant Ciel (Himmel) des Hotels Concorde geniessen wir die Rundumsicht über die Stadt. Von den insgesamt 16 Kirchen in der Altstadt mussten einige aus Kostengründen bereits geschlossen werden.
24. September 2015
Der Route des Navigateurs Nr. 132 dem Südufer des St. Lorenz Stroms folgend reisen wir weiter nach Osten. Nachdem wir die Städte mit den zahlreichen Lichtsignalen und dem Verkehr hinter uns gelassen haben erfreuen wir uns an der Fahrt und am täglich bunter werdenden Herbstlaub.
25. September 2015 - Montmagny
Die Fähre zur Ile-aux-Grues im St. Lorenz Strom kann nur bei Flut verkehren und obwohl der Fluss noch etwa 700 km von seinem Eintritt ins Meer entfernt ist beträgt der Gezeitenunterschied bis 6,7 Meter.
Unsere Fahrräder kommen wieder einmal zum Einsatz und die Tour rund um Montmagny über St-Pierre-de-la-Rivière-du-Sud führt uns über Hügel, durch Wälder und Felder.
26. September 2015
Wir beschliessen, einen weiteren gemütlichen Tag zu verbringen, denn einen so schönen Platz mit Blick aufs Wasser würden wir an einem Samstag kaum mehr kriegen.
Die heutige Fahrradtour bringt uns über Cap-Saint-Ignace zurück nach Montmagny, wo wir um 15.00 Uhr die gratis-Fähre zur Isle-aux-Grues (Kranichinsel) besteigen. Leider fährt sie, gezeitenbedingt, bereits um 17.00 Uhr wieder zurück, was uns nur gerade eine Stunde Zeit gibt um über den Hügel auf die Nordseite zu radeln, die Aussicht entlang der Küste zu geniessen und in der Käserei eine kleine etwas versalzene und gummige Zwischenverpflegung zu kaufen.
27. September 2015
In Kamouraska nimmt der St. Lorenz-Strom beinahe schlagartig die Farbe des Meeres an und ist nur am Rand noch etwas braun - wir haben das zwar gelesen, sind aber dennoch überrascht und fasziniert von diesem abrupten Wechsel.
Heute gibt es wieder einmal eine komplette Mondfinsternis und wir haben das Glück, dass diese bereits vor Mitternacht stattfindet und der Himmel klar ist. Der blutrote Mond ist sensationell und die Bilder davon erscheinen ganz weich, weil es wegen des starken Windes auch mit dem Stativ unmöglich ist, die Kamera ganz ruhig zu halten.
28. September 2015 - Rivière-du-Loup
In Trois Pistoles stoppen wir bei einem kleinen Rastplatz und während Peter zur Toilette geht finde ich in der nahen Holzbarracke ein kleines Geschäft, das meine Neugier erweckt: "Tissanderie - Tissage Basque - Lin, Coton, Laine".
Der 63jährige Verkäufer hat heute Geburtstag und offeriert uns zur Feier des Tages Spezialpreise auf die Badtücher und das Handtuch. Ich kann nicht widerstehen und mache mir auch gleich ein Geburtstagsgeschenk: Einmal etwas anderes als die gewohnte Frotteewäsche aus dem Warenhaus.
Vor 46 Jahren hat seine Frau die Tissanderie Béatrice Doazan gegründet und heute steht ihr Mann im Laden um die gewebten Schals und Tücher zu verkaufen. Während nur 20 Wochen im Jahr ist die kleine Baracke geöffnet und die beiden versuchen in der kurzen Touristensaison, die sich schon dem Ende entgegen neigt, ihren Jahresverdienst zu erreichen.
Im Parc National du Bic wandern wir vom Camping Rioux über Ferme Rioux zum Cap-à-l'Original und zurück über den Wanderweg "Le Contrebandier", wo wir Philipp treffen, mit dem wir uns angeregt über seine Zeiten als Koch in Wengen und in Sydney unterhalten. Jetzt arbeitet er auf einer Farm in Montreal, wo auf 30 ha organisches Gemüse angebaut wird. Die Kunden bezahlen das Gemüse im Voraus und bekommen dann wöchentlich einen Korb in der gewählten Grösse (gross, mittel oder klein). Der kleinste Korb kostet z.B. CAD 24.00, das heisst dass der Kunde im Frühling CAD 480.00 bezahlt und ihm der Bauer dafür 20 Wochen lang das Gemüse zum vereinbarten Verteilpunkt liefert.
29. September 2015 - Parc National du Bic
Das Wetter ist ideal zum Wandern und wir nutzen die Gelegenheit, vor der Weiterfahrt den Pic Champlain zu besteigen, von wo wir eine sensationelle Aussicht über den Park mit seinen Inseln haben.
Wir haben gut daran getan, so früh zu starten, denn auf den letzten 50 Fahrkilometern beginnt es zu regnen und es schaut mit dem dichten Nebel momentan aus wie im November bei uns zuhause.
30. September 2015 - Les Méchins
Von gestern auf heute ist die Temperatur um 10 Grad gesunken. Wir nehmen die wärmeren Kleider aus dem Schrank und fangen an zu heizen.
Zur Feier meines heutigen Geburtstags koche ich eine Vanillecreme für ein Dessert mit fruchtigen Erdbeeren. Als Hauptspeise gibt es eine reichhaltige Pizza und damit der Ofen nicht zwei Mal vorgeheizt werden muss backe ich vorher gleich noch vier Brote, von denen wir eines grad an unsere neuen österreichischen Bekannten Gitte und Harald verschenken. Sie laden uns im Gegenzug für heute Abend auf ein Glas Wein ein und so feiern wir meinen Geburtstag mit würdigen "Ersatzfreunden" und geniessen einen schönen Abend zusammen.
1. Oktober 2015 - Mont-Louis
Die ganze Nacht bläst ein stürmischer Wind vom St. Lorenz-Strom her und am Morgen werden auch noch die letzten Wolken in die Berge geblasen und Richtung Nordosten verschoben. Wir freuen uns auf die Weiterreise dem meerblauen Wasser des Stromes entlang.
Beim Cap Bon-Ami beobachten wir das ungestüme Wasser, Vögel die auf den Felsen ihre glänzend schwarzen Federn trocknen und sogar ein paar Seelöwen.
Wir treffen uns um 16.30 Uhr beim Parkplatz Castor (französisch für Biber) um eines der zweifellos grössten Highlights dieses Reiseabschnitts zu erleben. Auf dem Pfad der Biber im Forillon Nationalpark führt uns der Ranger Jean-Luc zu drei von über zwanzig Biberburgen im Park und wir werden Zeugen, wie die eigentlich äusserst scheuen Tiere ihre Behausung mit Schlamm verstärken, um im Winter vor Feinden und vor der Kälte geschützt zu sein. Wir schauen ihnen fasziniert und begeistert zu, knipsen Fotos bis es zu düster wird um scharfe Bilder zu erhalten und suchen unseren Rückweg auf dem sumpfigen Weg erst kurz bevor es dunkel wird.
Insgesamt gibt es im Nationalpark 26 Kolonien, also etwa 260 Biber. Der Biberschwanz hat fünf Funktionen: er dient zur Temperaturregelung, zur Kommunikation, als Sitzmöglichkeit für die Stabilität, als Steuer beim Schwimmen und zur Fettspeicherung. Biber leben nur etwa zehn Jahre, sie sind monogam und werfen jährlich drei bis vier Junge, ausnahmsweise sogar bis zu acht. Und der Grund dass die Biber so viele Bäume fällen liegt darin, dass ihre Zähne ständig wachsen und deshalb durch Nagen abgewetzt werden müssen.
2. Oktober 2015 - Forillon NP Sektor Nord
Das Stachelschwein, das kurz nach unserer Durchfahrt ganz gemächlich die Strasse überquert sehen wir leider erst auf Haralds Kamera-Bildschirm. Die 8 km lange Wanderung zum Cap-Gaspé mit Gitte und Harald und deren Hund Chica ist äusserst kurzweilig. Wir sichten weit draussen Wale, nah am Strand eine Gruppe Seelöwen Tölpel und Möwen.
Strassen mit 8 - 18 % Steigung verlangen unserer Maschine einiges ab. Sogar bei Regen leuchten die schon jetzt gelb und rot verfärbten Bäume am Strassenrand.
Nach dem gemeinsamen Besuch der modernen Holzkathedrale in Gaspé verabschieden wir uns nun das letzte Mal und jetzt definitiv von Gitte und Harald.
Der Rocher-de-Percé, ein markant vor der Küste stehender Fels mit einem Loch, ist das Wahrzeichen des Orts und die Kleinstadt Percé gefällt uns, trotz des garstigen Wetters, viel besser als das im Moment von Baustellen verschandelte um einiges grössere Gaspé.
3. Oktober 2015 - Percé
Südwestwärts ist das Wetter freundlicher, wolkenverhangen zwar, aber viel heller als das, was wir im Rückspiegel sehen.
Auf unserem vermutlich letzten Campfeuer dieser Reise backen wir zwei Körnerbrote und grillen saftige schmackhafte Rindersteaks, die beinahe auf der Zunge zergehen.
4. Oktober 2015 - Pointe-à-la-Garde
Der kurze Aufstieg zum Aussichtspunkt ist absolut lohnenswert. Der Blick über das Wasser nach New Brunswick und die bunten Herbstwälder ist grossartig. New Brunswick ist die einzige offiziell zweisprachige Provinz Kanadas, wobei im Norden mehr Französisch und im Süden mehr Englisch gesprochen wird.
Wir fahren auf dem Appalachian Trail, NB 134, der Bucht entlang nach Bathurst.
5. Oktober 2015 - Bathurst
Die Nacht war kalt und gleich nach dem Sonnenaufgang legt sich ein dichter Nebel über den Fluss.
Kurz nach der Stadt liegt ein ausgewachsener Bär am Strassenrand, er wurde vermutlich in der Dunkelheit von einem Lastwagen angefahren und getötet.
Nach Miramichi reisen wir der Küste der Baie des Chaleurs, dem St. Lorenz Golf und der Miramichi Bay entlang, wo auch das Acadian Indian Village angesiedelt ist.
Dieses ist leider bereits geschlossen und es sind Renovationsarbeiten im Gang. Nur der Souvenirladen ist noch geöffnet und die freundliche Dame erlaubt uns, trotzdem einen Rundgang zu machen. So bekommen wir auf unserem Morgenspaziergang die Gelegenheit, das Dorf aus dem 19. und frühsten 20. Jahrhundert zu sehen, und können auch ab und zu einen Blick durchs Fenster ins Innere der Gebäude werfen.
Die Bestätigungs-Mail von Seabridge erreicht uns 10 Tage vor dem Abgabetermin des Wohnmobils im Hafen. Uns trennen nur noch 300 km von Halifax. Das Schiff hat derzeit einen Tag Verspätung, sollte jedoch trotzdem planmässig in Hamburg ankommen, meinen wir jedenfalls....
6. Oktober 2015
Vor Richiboucto, auf einer Seitenstrasse, sehen wir die Polizei mit Blaulicht hinter dem Hügel verschwinden. Kurz darauf kommen uns weitere Fahrzeuge mit Blau- resp. Blau-rot-Blinklicht entgegen: Ambulanz, Polizei, Feuerwehr, Polizei, Feuerwehr, Polizei. Obwohl dieses grosse Aufgebot unterwegs ist bedeutet das noch lange nicht, dass wirklich ein grosses Unglück passiert ist, denn bei einem Notruf rücken oft einfach alle verfügbaren Einsatzfahrzeuge aus, irgendeinmal ist man bestimmt der Erste.
Die Herbstfarben rot, gold, orange, gelb, leuchten im warmen Sonnenlicht. Wir freuen uns an den Herbstfarben und darauf, dass es momentan von Tag zu Tag noch schöner wird.
7. Oktober 2015 - Shediac
Ein wunderbarer Herbsttag lädt uns ein, mit dem Fahrrad das Städtchen und seine Umgebung zu erkunden. Mit historischen Fakten mögen wir uns nicht mehr gross beschäftigen. Unsere Gedanken sind bereits bei den Vorbereitungen für die Heimreise und wir schwelgen in Vorfreude auf die Rückkehr in die Schweiz. Aber Halt, wir geniessen unsere vorläufig letzten Tage im Wohnmobil, bevor wir es am 15. im Hafen abgeben müssen.
Der Radweg in die Stadt ist schlecht oder gar nicht signalisiert, doch mit etwas Fantasie schaffen wir es auf knapp 8 Kilometer über Nebenstrassen, Singletracks und einen schnurgeraden Rad-/Gehweg unser Ziel zu finden.
Am Stadteingang bestaunen wir den weltgrössten Hummer, der dieses Jahr sein 25jähriges Jubiläum feiert, und schnüffeln im Souvenirladen herum. Und schnüffeln ist genau das richtige Wort, denn neben viel Kitsch und Plunder gibt es wohlriechende Seifen und Salben für geschundene Hände und Füsse.
8. Oktober 2015
Wir verlängern unseren Aufenthalt um einen Tag, denn Maria und Hansjörg wollen heute Abend hier eintreffen. Wir laufen zum Strand und ich backe zur Feier des Tages zwei Butterzöpfe, damit wir einen davon an unsere Schweizer Freunde verschenken können.
9. Oktober 2015
Auf dem ganzen Weg erfreuen wir uns an den wunderschönen Herbstwäldern. Der Höhepunkt der Farbenpracht ist allerdings noch nicht ganz erreicht, aber viel fehlt nicht mehr.
10. Oktober 2015 - Truro
Nachdem es in der Nacht nochmals geregnet hat starten wir zu unserem letzten Reisetag bei strahlendem Sonnenschein und machen uns noch keine Sorgen wegen den dunklen Wolken, auf die wir geradewegs losfahren.
Auf dem Campingplatz in Halifax besuchen uns Rita & Manfred, die wir in der Baja getroffen haben, und sie nehmen uns mit in die Stadt zum Nachtessen.
11. Oktober 2015
Nach dem Frühstück werden wir nochmals von Rita & Manfred abgeholt für einen Ausflug zum Zoo der Oaklawn Farm in Aylesford. Wir freuen uns über die Abwechslung und als Abschluss speisen wir im Restaurant Bâton Rouge feine Sirloin Steaks und Hummerschwänze.
12. Oktober 2015
Nachdem wir unser Wohnmobil grob gereinigt und aufgeräumt haben bleibt uns viel Zeit das schöne und noch warme Herbstwetter zu geniessen. Die geplante Wanderung durch die Wälder endet leider bereits nach 300 Metern, als der Weg sich in einen kleinen Teich verwandelt und uns zum Umkehren zwingt.
13. Oktober 2015
Die Fahrt in die Stadt verläuft problemlos und wir finden den anvisierten Parkplatz am Hafen sowie den Spediteur auf Anhieb. Als wir jedoch das Büro mit unseren Papieren wieder verlassen wollen giesst es wie aus Kübeln. Um nicht innert Sekunden klitschnass zu werden müssen wir etwas warten, bevor wir uns auf den weiteren Weg machen.
14. Oktober 2015
Der heutige Termin ist um zehn Uhr zum Gasflaschen spülen bei Steve Aulenback in Lawrencetown. Die Kanadischen Behörden verlangen, dass nur leere gereinigte Gasbehälter auf die Schiffe verladen werden, nachdem vor einigen Jahren einmal ein Unfall passierte und nur mit Glück ein Grossbrand verhindert werden konnte.
Am Nachmittag bereiten wir unser Wohnmobil für die Verschiffung und die Reisetaschen für den Heimflug vor.
Zum Znacht gibts das letzte Fondue, denn um dieses zuzubereiten benötigen wir kein Gas und den Rest der Brennpaste brauchen wir dann fürs morgige Frühstück.
15. Oktober 2015
Den Kaffee mit dem Gel zu kochen ist allerdings etwas aufwändig und es dauert lang bis der braune Saft seinen Weg in die Kanne findet. Peters heisse Milch ist heute mangels Geduld nur lauwarm, aber bestimmt genauso gesund und nahrhaft.
Um zehn Uhr kommen wir zum Hafen um unser Fahrzeug allein auf seine Heimreise zu schicken.
Lorenz, den wir in Whitehorse kennen gelernt haben, hat dies bereits erledigt und wir vereinbaren, gemeinsam mit einem Taxi zum Hotel zu fahren.
Am Nachmittag klopfen wir auf dem Parkplatz für einen kurzen Schwatz bei Marianne und Otto mit ZH-Nummernschildern an. Sie werden ihr Wohnmobil am Montag zur Rückverschiffung in den Hafen bringen.
16. Oktober 2015
Nachdem wir alle Postkarten geschrieben und die Fotos unserer ganzen USA/Kanada-Reisen gesichert haben schlendern wir nochmals durch die Strassen, bevor wir uns um 17.00 Uhr mit Lorenz in der Lobby seines Hotels treffen um ein Lokal fürs gemeinsame Nachtessen zu finden.
Wir entscheiden uns fürs Restaurant "Economy Shoe Shop" (Billig-Schuhladen), wo wir zu einem vernünftigen Preis ganz gut essen.
17. Oktober 2015
Heute mieten wir ein kleines Auto (bekommen aber ein etwas grösseres) und fahren bei schönem Wetter aus der Stadt hinaus um ein paar schöne Herbstbilder aufnehmen zu können. Am Morgen sind die Farben frisch und unglaublich kräftig, wir saugen diese Pracht richtig in uns auf.
Beim kurzen Stopp in Peggy's Cove werden Erinnerungen von vor zwei Jahren wach und auch in Lunenburg fühlen wir uns fast wieder zuhause.
Unseren Weg finden wir auch ohne GPS problemlos und vielleicht sogar direkter als mit dem vielgepriesenen elektronischen Helfer.
18. - 20. Oktober 2015
Die Wartezeit in Halifax vergeht wie im Flug, nachdem wir uns am Sonntag mit Maria und Hansjörg zum Nachtessen treffen, am Montag unverhofft auf Marianne und Otto stossen und am Abend nochmals mit unseren Freunden einen Jass klopfen, bevor sie uns am Dienstagmorgen pünktlich zum Flughafen bringen.
Der Flug Halifax - Montreal ist kurz, die Wartezeit dort lang, aber nach Zürich werden wir durch einen Rückenwind begünstigt, so dass die Ankunft planmässig bereits um 06.20 erfolgt.
Wir sind nach einer interessanten, erlebnisreichen Reise glücklich zurück in unserer geliebten Heimat.